Noch bevor sich die Glastüren öffnen, hat sich vor den Sofiensälen im dritten Bezirk in Wien eine Menschentraube gebildet. „Na, für’n HC bin i da, jetzt is er endlich wieder da“, erklärt ein grauhaariger Mann aus Floridsdorf seine sichtbare Aufregung. Im festlich erleuchteten Saal beginnt die Platzsuche. Die Reihen füllen sich schnell, ein Herr verteilt Buttons mit der Aufschrift „Die beste Rache ist dein Kreuz bei HC Strache“. Auch aus den Bundesländern sind Besucher angereist, „weil wir den Heinz unterstützen wollen“, erzählt ein Tiroler. Um die DAÖ geht es ihm nicht. „Aber wenn der Strache da mitmacht, bekommen die meine Stimme.“
Die Stimme von Freddie Mercury erklingt wenig später. Begleitet vom Queen-Klassiker „Don’t Stop Me Now“ schreitet jener Mann durch den Saal, für den alle gekommen sind – Heinz-Christian Strache. Im grellen Scheinwerferlicht, flankiert von DAÖ-Gründungsmitgliedern und Medien, schüttelt er unzählige Hände. Es wird gejubelt, eine blonde Frau hält einen FPÖ-Schal mit der Aufschrift „Aus Liebe zur Heimat“ in die Höhe.
"Hier und heute wird Geschichte geschrieben"
Meine Lieben, eines sag ich euch: Hier und heute wird Geschichte geschrieben“, verkündet Parteigründer Karl Baron auf der Bühne. Es habe ihn schockiert, wie die Bundespartei Strache fallen gelassen habe. Zwar habe er „die bsoffene Gschicht“ in Ibiza nie gutgeheißen. „Aber sind wir uns ehrlich: Wer von uns hier hatte noch nie a bsoffene Gschicht?“ Das Publikum antwortet mit Applaus. Inhaltlich verspricht Baron leistbares Wohnen („nicht nur für Ausländer“), Umweltschutz ohne „Autofahrer-Bashing“ und Sicherheit. „In manchen Bezirken schaut es ja schon aus wie in Saudi-Arabien.“
Unter tosendem Applaus erklimmt ein in schwarzem Rollkragenpullover und Sakko gekleideter Strache das Podium. „Wenn ich heute vor so vielen Bürgern stehe, dann bin ich zutiefst dankbar, dass ihr immer an mich geglaubt habt – trotz Anfeindungen.“ In der türkis-blauen Regierung sei er es gewesen, der sichergestellt habe, dass „ein gefährlicher Migrationspakt nicht umgesetzt worden ist“ und Sozialleistungen reformiert wurden. „Und dann kam Ibiza“ – eine „feige Aktion“.
FPÖ "ohne Kopf, Herz und Seele"
Kurz nachdem er „abmontiert“ worden sei, habe ihn die FPÖ-Familie fallen gelassen. „Aber am schwersten war für mich die Enttäuschung der Menschen“, die an ihn geglaubt haben. „Ich sage aufrichtig: Es tut mir im Herzen zutiefst weh und leid.“ Aber „man muss sich auch selbst verzeihen können“. Für seine ehemalige Partei sieht Strache schwarz. „Was ist die FPÖ ohne Strache?“ Mit ihm habe sie „Kopf, Herz und Seele verloren“.
Nun schaue er nach vorn – „mit eurer Unterstützung“. Was klingt wie ein mögliches Antreten bei der Wien-Wahl, sorgt für Standing Ovations. „Unser HC lebt wieder!“, schreit ein Mann. Strache lächelt. „Ich lasse euch bestimmt nicht im Stich.“ Aktuell laufen Vorbereitungen für „eine mögliche Liste Strache“. Aber: „Ein paar Hausaufgaben hat man noch zu tun.“ Das Ergebnis werde bald präsentiert. „Der kommt fix wieder“, raunt ein Mann beim Verlassen des Saals. „Er muss.“