Als Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler letzte Woche zu Medienterminen in ein Pflegeheim sowie einen Tag später in eine Polizeiinspektion einluden, war die Kritik vorprogrammiert: Opposition wie auch Kommentatoren ließen kein gutes Haar an der Politik der Inszenierung, die unter den früheren Bundeskanzlern Werner Faymann und Christian Kern (mit medientauglichen Terminen nahezu im Wochentakt in Schulen, Altersheimen, Lehrwerkstätten, Feuerwehrzentralen) begonnen und unter Türkis-Blau perfektioniert wurde. Im Regelfall sollen solche Auftritte die nötigen Bilder für Entscheidungen im Ministerrat liefern. Beim Besuch der Wachstube zogen sich Kurz und Kogler allerdings auch zu einem vertraulichen Gespräch mit den Polizisten zurück, ohne Kameraleute und Fotografen.
Um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, machen Kanzler und Vizekanzler einen geschickten Schachzug: Am Mittwoch steht wieder ein solcher Termin an, allerdings bereits um sechs Uhr in der Früh in einer Bäckerei in Wien Liesing, im Heimatbezirk des früheren Kanzlers Faymann. Türkis-Blau hatte immer den Anspruch erhoben, für die "hart arbeitende Menschen" tätig zu sein, unter Türkis-Grün sucht man in Begleitung von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck schon zu nachtschlafender Zeit die Werktätigen auf.