Sie treten als Liste „Doskozil“ an - nach einer Idee von Sebastian Kurz?
Hans Peter Doskozil: Wir sind selbstbewusst genug, dass wir keine Ideengeber brauchen.


Auf den Plakaten lese ich SPÖ-Burgenland. Mit der Löwelstraße wollen Sie nichts zu tun haben?
Es wird hier nicht die Löwelstraße gewählt, auch nicht Rendi-Wagner. Es steht die SPÖ Burgenland am Prüfstand.


Was machen Sie anders als die Bundes-SPÖ?
Wir gehen es pointierter, themenbezogener, personenbezogener an. Es gibt schon prägnante Unterschiede, ich will es inhaltlich definieren. Die SPÖ fordert schon lange den Mindestlohn, in der Regierungsverantwortung ist er nie umgesetzt worden. Wir setzen ihn um. Da geht es um Glaubwürdigkeit.


Man kann einwenden, einen Mindestlohn von 1700 Euro kann es im staatlichen Bereich, weil es der Steuerzahler zahlt?
Das stimmt nicht. Das ist ein Schmäh, der so lange erzählt wird, bis ihn alle glauben. Als wir 1700 netto Mindestlohn gefordert haben, haben Gewerkschaft und Funktionäre gesagt, wie soll das gehen. Es gibt genug Betriebe, die das längst umgesetzt haben. Kürzlich war die Elektro Güssing bei mir. Von 81 Mitarbeiter haben bis auf vier alle den Mindestlohn.


Aber bei den Handelsketten?
Einige Ketten erzielen Umsatzrekorde und sagen dann, die Regalschlichterin muss auf Werkvertrag angestellt werden. Wo kommen wir dahin? Das ist ein schleichender Prozess des Wirtschaftsliberalismus, der überall in die staatlichen Bereiche hinein will.

Was ist ihr Wahlziel?
Ein Plus. Mit 42 Prozent wäre das Wahlziel erreicht.


Das wäre das zweitschlechteste Ergebnis seit 1945.
Wenn man sieht, wo die Sozialdemokratie derzeit ist, sind 42 Prozent ein tolles Ergebnis.


Was ist die Ursache? Die schwammige Positionierung in der Migrationsfrage?
Die Migrationskrise steckt immer noch allen in den Knochen. Wenn man vernünftige Politik macht, darf man sich nicht immer links und recht kategorisieren lassen. Es braucht eine Politik mit einem humanistischen Ansatz, eine Politik mit Hausverstand. Die meisten Politiker kennen das auch gar nicht mehr. Man muss nur ins Wirtshaus gehen und ein wenig zu hören.

Was hat man konkret verabsäumt?
Die Aufgabe des Finanz- und Innenministeriums 2006/7 war der größte Fehler der SPÖ, weil man wesentliche gesellschaftliche Kompetenzen aufgegeben hat.

Soll am burgenländischen Wesen die Bundes-SPÖ genesen?
Wir können nicht immer von den Ländern aus auf die Vorsitzende zeigen und sagen, Wahnsinn was da passiert! Jeder muss auch seine Hausaufgaben machen.

Ihr Kurs, also in Migrationsfrage rechts, beim Mindestlohn links, sollte als Vorbild für die Bundes-SPÖ dienen?
Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass das für die Sozialdemokratie der richtige Weg ist, würde ich nicht diesen Weg gehen.

Dass das Burgenland rural ist, keine urbanen Zentren hat, ist das kein Gegenargument?
Nein, jeder will von seinem Verdienst leben können, jeder will finanziell über die Runden kommt, jeder will mehr Sicherheit. Auch wer im 7. Bezirk in Wien lebt, will nicht überfallen werden, sondern in Sicherheit leben.

Ist Rendi-Wagner die richtige Parteichefin?
Sie ist derzeit sicher die richtige Frau an der Spitze. Wir müssen uns in der Phase in den Ländern konsolidieren. Jetzt ist das Burgenland dran, dann kommt Wien, dann Oberösterreich, dann schauen wir weiter. Wir werden über gewisse Themen eine interne Diskussion haben, keine Frage. Da gehört schon eine Bereinigung gemacht.

Wie meinen Sie das?
Wir diskutieren jetzt wieder über ein Migrationspapier. Ich habe mir gedacht, das haben wir schon lange erledigt, jetzt kommt intern wieder eines daher. Wir müssen einmal Themen beenden. Dann wird sich vor der nächsten Wahl entscheiden, wer der oder die Richtige ist.

Der Eintritt der Grünen in die Regierung müsste doch ein aufgelegter Elfer für die SPÖ sein?
Das muss nicht so sein. Ich bin nicht der Stratege der Grünen, aber die Grünen werden sich nicht nur über die Klimapolitik,, sondern auch über die Sozialpolitik definieren. Wenn Rudi Anschober die Sozialpolitik macht, die wir ständig einfordern, wird es schwierig.

Ist vorstellbar, dass Sie nach Wien übersiedeln?
Das ist das große Thema der Glaubwürdigkeit. Wenn die Burgenländer die Sozialdemokratie wählen, kann ich nicht nach drei Wochen sagen, super, das war’s jetzt.

Aber in drei Jahren?
Nein, das geht nicht. Ich habe mit dieser Kandidatur auch ein Versprechen abgegeben.

Sie könnten die Bundespartei übernehmen und das von Eisenstadt aus steuern?
Ich könnte auch die steirische, die niederösterreichische Landespartei übernehmen.

Lieber der Erste in der Provinz als der Zweite in Wien?
Lieber der Erste in der Burgenländischen Sozialdemokratie und das ist bei Gott nicht die Provinz.

Letzte Frage: Wie geht’s Ihrer Stimme?
Man hört’s, es ist eine spezielle Herausforderung, wenn man tagtäglich im Wahlkampf steht. Ich muss mich einer dritten Operation unterziehen. Ich habe eine positive medizinische Aussicht. Es ist ein bisschen lästig, aber ich habe jetzt auch damit umgehen gelernt.