„Ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen geht zu weit“, sagt Astrid Ebenberger, Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes. Einen Widerspruch zum von ihr befürworteten Kopftuchverbot für Schülerinnen sieht sie in dieser Haltung nicht: „Es geht um zwei unterschiedliche Blickwinkel, einerseits der Schutz des Kindes andererseits die mündige Religionsausübung der erwachsenen Frau,“ so Ebenberger.
Die neue Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) hat nch dem geplanten Kopftuchverbot für Mädchen bis zu 14 Jahren ein Verbot für Lehrerinnen an öffentlichen Schulen als "möglichen nächsten Schritt" bezeichnet. Für den Grünen Parteichef und Vizekanzler Werner Kogler ist ein solches "nicht vorstellbar".
Zugeknöpft gab sich Bildungsminister Heinz Faßmann. Er verwies lediglich auf die nun geplante und in Umsetzung befindliche Ausweitung des Kopftuchverbotes für Schülerinnen bis 14 Jahre. Gefragt zur "persönlichen Meinung" von Justizministerin Alma Zadic, die sich im ORF-Report am Dienstag grundsätzlich für öffentliche Räume ohne religiöse Symbole ausgesprochen hatte, gleichzeitig aber angemerkt hatte, dass dies nicht mehrheitsfähig sei, sagte Faßmann, die Kreuze in den Klassen "werden dort bleiben", auch gebe es ja ein entsprechendes Urteil des Verfassungsgerichtshof, so der Minister.
Freiraum für Kinder
„In der Schule sollen Kinder in erster Linie Kinder sein dürfen und nicht in ihrer Religion unterschieden werden“, ist die Meinung von Astrid Ebenberger. Auch in der Unterstufe hält sie ein Verbot für angebracht: „Hier betrifft es sehr viele Mädchen, die sich oft noch nicht im Klaren sind, was für eine weitreichende Entscheidung das Anlegen eines Kopftuches ist“, befürchtet Ebenberger und weist darauf hin, dass sich ein Kopftuch in vielen Fällen sehr schwer wieder ablegen lässt und dieser Schritt mit vielen Diskussionen bis hin zum Mobbing verbunden sein kann.
Freie Entscheidung
Bei ausgebildeten Pädagoginnen sieht die Bildungsexpertin dies allerdings anders: „Ich gehe davon aus, dass sich erwachsene Frauen sehr wohl frei entscheiden können. Diese Entscheidung den Lehrerinnen abzusprechen finde ich ist eine Diskriminierung und ein Rückschritt für die Religionsfreiheit. Zudem verpflichten sich Pädagoginnen ohnehin zur Einhaltung des österreichischen Bildungs- und Lehrplans mit allen Zielen sowie dem entsprechenden Wertekatalog“, so Ebenberger.
Für sie schließt sich eine Vorbildfunktion mit Kopftuch nicht automatisch aus: „Im Gegenteil, ich finde es wichtig, dass es auch Vorbilder mit Kopftuch gibt, die gerade die muslimischen Schülerinnen bestärken, ihre eigenen Karriereziele zu verwirklichen“, hofft Ebenberger und appelliert an die Bundesregierung: „Bitte in dieser Debatte nicht alles über einen Kamm scheren. Kleine Mädchen und Pubertierende zu schützen ist gut und richtig, erwachsenen Frauen und Pädagoginnen darf diese Entscheidung schon selbst zugetraut werden!“