Der Budgetüberschuss 2019 wird, wie es sich schon abgezeichnet hat, höher ausfallen als ursprünglich budgetiert. Wie aktuelle Zahlen des Finanzministeriums zeigen, liegt der vorläufige administrative Überschuss bei 1,4 Mrd. Euro (das entspricht 0,35 Prozent des BIP), budgetiert war nur ein Plus von 514 Mio. Euro.
Zu diesem Überschuss beigetragen hat die noch immer gut laufende Konjunktur und niedrige Arbeitslosigkeit sowie die Tatsache, dass die Übergangsregierung keine Ausgabenschwerpunkte hatte. Die Einnahmen des Bundes - sie betrugen rund 80 Milliarden Euro - waren 2019 laut Finanzressort um 4,4 Prozent bzw. 3,4 Mrd. Euro höher als 2018, die Auszahlungen dagegen stiegen nur um rund 0,9 Mrd. bzw. 1,1 Prozent.
Die ÖVP sah die Zahlen als Beweis dafür, dass Sparen und Entlasten ohne neue Schulden möglich sei. "Der strenge Budgetkurs ermöglicht uns nun Freiräume für weitere Entlastungen und Zukunftsinvestitionen", sagte etwa Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dazu. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sprach ebenfalls von einer "guten Basis", um die Menschen in Österreich zu entlasten.
Die Opposition reagierte deutlich weniger euphorisiert auf die Zahlen. FPÖ und NEOS machten darauf aufmerksam, dass die zusätzliche Milliarde nicht plötzlich aufgetaucht sei. FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl zeigte sich über die Schlagzeile der "Kronen Zeitung", wonach "Türkis-Grün eine Milliarde gefunden" hätten, verärgert. "Es ist bemerkenswert, was Journalisten alles zu glauben und ihren Lesern weiszumachen bereit sind." Dieses Geld sei den Regierungsverhandlern mit Sicherheit schon bekannt gewesen. "Und es würde mich nicht wundern, wenn diejenigen, die dieses Geld jetzt angeblich gefunden haben, es selbst schon vor längerer Zeit versteckt hätten", so Kickl.
Er verlangte von der Regierung, die im Wahlkampf beschlossene neue Hacklerregelung zu behalten und sie nicht wie angedacht wieder zurückzunehmen. "Die abschlagsfreie Hacklerpension nach 45 Jahren harter Arbeit kostet einen Bruchteil der plötzlich entdeckten Milliarde", so Kickl.
NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn sah den höheren Überschuss als Beweis, dass die Österreicher unter Kurz I nicht entlastet wurden. Dieser "scheinbar überraschend hohe Überschuss" sei den Steuerzahlern zuvor aus der Tasche gezogen worden. Er forderte von der Regierung eine nachhaltige Umkehr bei den anstehenden Budgetverhandlungen. Es müsse "eine echte Entlastung kommen, die ihren Namen auch verdient", so Schellhorn.