Auch in der hohen Politik ist heute Weihnachtsfriede angesagt. Bis auf ein paar Auftritte im Dienste der guten Sache, bei Licht ins Dunkel nämlich, werden sich die Politiker ins Privatleben zurückziehen.
Dabei wird es heuer allerdings nicht lange bleiben. Allgemein rechnet man damit, dass der kommende Freitag, der 27. Dezember, für die finalen Gespräche zwischen Türkisen und Grünen genützt wird, damit diese sodann rechtzeitig vor dem Wochenende ihre Gremien für die erste Jänner-Woche einberufen können.
Der Rutsch ins neue Jahr ist für ÖVP und Grüne mit einem Aufbruch ins Ungewisse verbunden, obwohl man versucht hat, das Ziel im Vorfeld möglichst genau zu definieren. Nicht zuletzt deshalb dauern die Gespräche nun schon relativ lange: Mit Stand von heute befindet man sich seit 86 Tagen im Status der Verhandlungen - gleich lange wie Rot und Schwarz 1995.
Nur vier Regierungen haben länger gebraucht, um sich zu formieren: Das Kabinett Schüssel II (Schwarz - Blau) mit 96 Tagen bis zur Regierungsbildung im Jahr 2002, das Kabinett Schüssel I (Schwarz - Blau) mit 124 Tagen im Jahr 1999, das Kabinett Gusenbauer (Rot - Schwarz) mit 102 Tagen im Jahr 2006 (diese Regierung hielt nur zwei Jahre) und das Kabinett Gorbach (Schwarz - Rot) im Jahr 1962.
Sebastian Kurz (ÖVP) und sein Türkis - Blaues Kabinett hatten es im Jahr 2017 eilig, man benötigte nur 64 Tage. Dafür waren der Regierung Kurz mit Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) nur eineinhalb Jahre beschieden.
Die Verhandlungen mit Werner Kogler von den Grünen dauern länger, gilt es doch, sich von zum Teil sehr unterschiedlichen Standpunkten aus anzunähern, und Kompromisse zu finden, die länger als ein, zwei Jahre halten.
Mit nunmehr 86 Tagen hält man ex aequo auf Platz 5: 1995 hatten die widerstrebende ÖVP, deren damals neuer Chef Wolfgang Schüssel die Neuwahl angestoßen hatte, und SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky 86 Tage gebraucht, um sich noch einmal zu einer Großen Koalition zusammenzuraufen.
Es sieht so aus, als würde die neue Regierung sehr bald nach dem Beginn des neuen Jahres angelobt. Erst, wenn die Verhandlungen noch bis zum 6. Februar dauern, wäre der Rekord aus dem Jahr 1962 eingestellt.
Claudia Gigler