Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein hofft auf einen baldigen, positiven Abschluss der Koalitionsverhandlung. "Wir stehen sicher bis zur letzten Stunde zur Verfügung, hoffen aber auf einen Abschluss in nächster Zeit. Ob das jetzt Weihnachten oder Jänner ist, ist, glaube ich, nicht so wichtig."
"Aber wenn sich der Prozess länger hinzieht, würde die Bevölkerung unser Amtsverständnis nicht mehr so erfreut hinnehmen", sagte sie im "Standard". In diesem Fall werde die Regierung ihr Amtsverständnis in Absprache mit dem Bundespräsidenten ändern müssen. Man werde eine aktivere Rolle einnehmen. "Auf längere Sicht geht es so nicht, weil man viele Entscheidungen nicht endlos vor sich herschieben kann. (...) Wenn es länger als bis Jänner dauert, müssten wir uns gemeinsam mit dem Bundespräsidenten ein Prozedere überlegen, wie wir als Regierung weitermachen", sagte die Kanzlerin.
Kein Interesse an weiteren Ämtern
Gleichzeitig machte sie aber auch deutlich, dass sie sich ein baldiges Ende ihrer Regierungszeit wünscht und kein Interesse an weiteren politischen Ämtern hat. Nichts mehr zu arbeiten sei eine neue, ungewohnte Vorstellung. "Andererseits weiß ich nicht, wie viel an Lebenszeit mir noch geschenkt ist. Mit fortschreitenden Jahren will man noch das Leben gestalten oder Freizeit haben und ins Theater, in die Oper, auf Vernissagen gehen." Sie wolle in der Pension ihre Papiere sortieren, Bücher einordnen, wieder Ordnung in den Alltag daheim bringen. "Den Kühlschrank mal wieder auffüllen, denn der ist fast immer leer. Ich werde wohl eine Zeit lang Ruhe brauchen. Vielleicht ergibt sich danach etwas, das mich wieder interessiert."
Aufhorchen ließ Bierlein mit Verständnis für die "Fridays for Future"-Proteste. "Wenn ich jung wäre, würde ich mich möglicherweise auch auf die Straße begeben", sagte sie.