Der 127. Tag im Untreue-Prozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger und andere hätte heute im Zeichen der Ausführungen der beiden Hauptangeklagten stehen sollen - die entscheidenden Akzente setzte aber Richterin Marion Hohenecker, die mit ihren Nachfragen die beiden in Erklärungsnot brachte.

Insbesondere Meischberger hatte nach seinem zweieinhalbstündigen Monolog Mühe, Ungereimtheiten aufzuklären. Er zeigte sich sichtlich überrascht von den Fragen der Richterin, die wieder einmal bewies, dass sie den äußerst umgangreichen Akt bis ins kleinste Detail kennt.

Fragen nach Sportboot

So fragte sie nach einem 365.000 Euro teuren Sportboot auf Ibiza, das Meischberger von seinem Geld gekauft haben will, für das es aber einen gemeinsamen Nutzungsvertrag mit dem mitangeklagten Makler Ernst Karl Plech gab - und dieser auch 50.000 Euro dazugezahlt hat. Meischberger zeigte sich davon überrascht, daran könne er sich nicht mehr erinnern.

Weiters wollte die Richterin wissen, warum Meischberger so viel Wert darauf legte, dass niemand erfuhr wie viel Geld er verdient - und gleichzeitig eine millionenschwere Villa in Wien Döbling errichtet hat. Das habe er absichtlich mit einem Kredit der Hypo Vorarlberg finanziert, obwohl er es auch gleich bezahlen hätte können, und hier habe sich niemand nachfragen getraut - "außer jetzt Sie Frau Rat", meinte er in Richtung der Vorsitzenden.

Meischbergers Erklärung

Zuvor hatte Meischberger wortreich und zweieinhalb Stunden lang unter anderem erklärt, warum das Geld, das auf dem Konto "Karin" liegt zwar seines ist, aber Plech als Kontoinhaber aufscheint - und Meischberger gar nicht. Und warum es kein Problem gewesen wäre, dass im Todesfall das Konto "Karin" an die Ehefrau von Plech und deren gemeinsamen Sohn gegangen wäre - obwohl darauf sein, Meischbergers, Geld liege. Schließlich habe die Familie Plech gewusst dass das Geld ihm gehört und hätte es ihm dann übergeben, so Meischberger.

Zuvor hatte bereits Grasser fast zwei Stunden lang umfangreich ausgesagt, auch er kam bei den anschließenden Fragen von Hohenecker ins Schlingern. Wie nachher Meischberger auch berief sich Grasser auf Fehler verschiedener Bankberater und Banken, die man ihm nicht anlasten könne. Die "Schlampereien" seien stets bei anderen passiert - der Meinl Bank, der Hypo Investment Bank in Liechtenstein, und der Mandarin. Zuvor hatte Grasser eine Breitseite gegen den Belastungszeugen Willibald Berner abgefeuert, dem er Lügen unterstellte. Dieser würde ihn aus Rache belasten - und aus politischen Gründen da Berner der SPÖ nahe stehe. Berner war unter FPÖ-Verkehrsminister Michael Schmid im Jahr 2000 dessen Kabinettchef.

Hochegger bleibt bei seinen Vorwürfen

Zwischen den Aussagen von Grasser und seinem Trauzeugen Meischberger meldete sich noch kurz der mitangeklagte Lobbyist Peter Hochegger zu Wort, der bereits zu Prozessbeginn im Dezember 2017 ein Teilgeständnis abgelegt hatte. Er wiederholte seinen Vorwurf, dass ihm vom Finanzberater von Meischberger gesagt wurde, dass die Buwog-Provision in Liechtenstein auf drei Konten aufgeteilt werde - für Meischberger, Grasser und Plech - was der Finanzberater bestreitet. Hochegger korrigierte diesbezüglich seine früheren Angaben, denn die Nummern auf dem Zettel, die ihm der Bankberater W. gezeigt habe, seien keine Kontonummern gewesen, sondern vermutlich Zahlen zur Provisionsaufteilung. Die Verteidiger von Grasser und Meischberger hatten vorgebracht, dass zum Zeitpunkt dieses Gesprächs die Kontonummern von zwei Konten noch gar nicht existierten.

Richterin Hohenecker bekräftigte heute, dass sie hofft bis Ende April 2020 mit der Hauptverhandlung fertig zu sein. Dann hätte der Prozess nahezu zweieinhalb Jahre gedauert.