Die FPÖ will das Kapitel um den ehemaligen Parteichef Heinz-Christian Strache schnellstmöglich abschließen und das einfache Parteimitglied aus der Freiheitlichen Partei ausschließen. Laut Herbert Kickl soll es nur noch wenige Stunden dauern, bis dieser Beschluss gefasst und umgesetzt wird. Das sei für alle Beteiligten das Beste. Dies kündigte der FPÖ-Klubobmann im Gespräch mit Klaus Webhofer für Ö1 an.
Nach Informationen der Kleinen Zeitung soll der Anschluss nicht am Samstag oder Sonntag, sondern frühestens Montag, vielleicht auch erst Dienstag oder Mittwoch erfolgen.
Es gebe nur einen einzigen Menschen, der glaube, dass Ibiza und seine Folgen keinen Schaden für die FPÖ verursacht habe - und das sei Strache selbst. "Irgendwann einmal ist das Maß voll", sagte Kickl wörtlich. Strache habe sich in seine eigene Welt verabschiedet, diagnostiziert er. "Mir hat es gereicht spätestens zu dem Zeitpunkt, wo jemand der in einem Verfahren geführt wird, wo der Verdacht im Raum steht, dass dieser (Strache, Anm.) jahrelang die eigene Partei geschädigt hat, die Frechheit besitzt, sich dann der Partei wieder als Vorsitzender anzudienen", sagte Kickl.
"Ein verheerendes Signal"
Er habe es zudem auch als Provokation empfunden, dass Strache nach der Ibiza-Affäre wieder auf Ibiza Urlaub gemacht hat. Dies sei ein verheerendes Signal gewesen.
Den Zustand der FPÖ sieht Kickl im Vergleich mit vergangenen Zeiten "im schlechteren Mittelfeld, aber mit der Möglichkeit rasch wieder nach oben zu kommen." Dass ein Ausschluss Straches aus der FPÖ dieser Schaden könnte, weil Strache in Wien dann mit einer eigenen Liste antreten könnte, verneint Kickl. Denn Strache würde dies so oder so machen, wenn er die Gelegenheit dazu sehe. "Ich weiß, dass er Versuche macht, so etwas auf die Welt zu bringen. Aber nicht besonders erfolgreich", konstatiert Kickl.
Hart ins Gericht geht Kickl nicht nur mit dem ehemaligen Vizekanzler sondern auch mit dem aktuellen Innenminister, seinem Nachfolger Wolfgang Peschorn, besonders wegen des Aus für die berittene Polizei. Nun nicht einmal den Testbetrieb durchzuführen, sei "das hirnrissigste, was man nur machen kann". Kickl vermutet ÖVP-Beamte im Hintergrund. Peschorn denke vielleicht: "Wenn man sich gegen die Wölfe nicht durchsetzen kann, ist es besser, wenn man mit ihnen heult."
Causa Casinos
Zur Causa "Casinos Austria" und entsprechenden Postenschacher-Vorwürfen sagte Kickl, er sei nicht beteiligt gewesen. Unter seiner Ägide im Innenministerium sei stets nur der bestgereihte zum Zug gekommen. Einen Untersuchungsausschuss sieht er kritisch, weil dann nur Vorwürfe gegen ÖVP und FPÖ untersucht würden. Kickl würde auch eine Legislaturperiode früher untersuchen wollen, um auch die SPÖ dahingehend beleuchten zu können.
Zudem wirft er dem ehemaligen Koalitionspartner ÖVP den "größten Wählerverrat der Zweiten Republik" vor, weil diese nun mit den Grünen koalieren wolle und damit "Hundert Kompromisse" eingehen, anstatt einen einzigen mit der FPÖ: nämlich das Innenministerium. Das sei ein "freiheitlicher Anspruch". Der vormalige Innenminister würde diese Aufgabe gerne wieder übernehmen.
Würden Koalitionsverhandlungen zwischen Türkis und Grün scheitern, stünde die FPÖ bereit - aber nur, wenn Kurz die blauen Vorbedingungen akzeptiere. Welche Vorbedingungen - abgesehen vom Innenressort - das genau sind, ließ Kickl offen.
Das dürfte aber zumindest vorerst Wunschdenken bleiben. Die FPÖ hat sich mit der Ibiza-Affäre und einigen weiteren Skandalen selbst ins Out befördert.