Die Steirer sehen sich gern als das wilde Bergvolk hinter dem Semmering, das eigene Wege geht, sich nicht von Entwicklungen jenseits der Landesgrenze beirren lässt, Trends setzt, die politische Avantgarde bildet. Davon konnte bei der steirischen Landtagswahl keine Rede sein.
Diesmal folgten die Steirer dem Bundestrend, die Stimmungen dies- und jenseits des Semmerings haben sich überlagert. Die Ausschläge nach oben oder unten verliefen bei der Nationalratswahl und der Landtagswahl nahezu synchron: plus sechs bis sieben Prozent für die ÖVP, minus sechs für die SPÖ, minus neun bis zehn für die FPÖ, und ein kräftiges Minus für die FPÖ. Schützenhöfer hat zugelegt - auch wegen Kurz, die Grünen haben den Erfolg dem Klimathema und Kogler zu verdanken, Schickhofers Absturz fügt sich nahtlos in den roten Abwärtstrend ein, Kunasek konnte den in Ibiza entfachten Tsunami auch nicht aufhalten. Und die Neos zogen wegen der linken Großwetterlage in den Landtag ein. Den 2015 an die ÖVP verschenkten LH-Sessel miteingerechnet.
Während Kurz und Kogler in den nächsten Tagen die Schlagzahl in den Koalitionsverhandlungen erhöhen wollen, schlittern SPÖ und FPÖ immer tiefer in die Krise. Und wie das in vergleichbaren Situationen bei Parteien leider oft der Fall ist: Statt den Befreiungsschlag zu wagen, aus eingefahrenen Wegen auszubrechen, bunkert man sich lieber ein, folgt einer seltsamen Parteilogik und verharrt in einer tödlichen Selbstfesselung.