Zwei Tage vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos hatte die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel Heinz-Christian Strache per Whatsapp einen Fragenkatalog mit der Bitte um Beantwortung zukommen lassen.
Schon kurz nach dem Eingang dieser Whatsapp-Nachricht begann ein bemerkenswerter Reigen von Telefonaten, schreiben die Süddeutsche Zeitung und das Nachrichtenmagazin "Profil" in seiner aktuellen Ausgabe.
Dem "Profil" liegen laut dem Bericht Dokumente vor, in welche auch die SZ Einsicht nehmen konnte, und aus welchen genau hervorgeht, mit wem Strache telefoniert hat. Kaum eine halbe Stunde nach Empfang der Medienanfrage rief Strache laut diesem Bericht den Gründer der Signa-Gruppe, Immobilieninvestor René Benko an. Das zeige eine Rufdatenerfassung der "Soko Ibiza". Über Benko hatte Strache ja auf Ibiza gesagt er "zahlt die ÖVP und uns".
Abgesehen von Benko hat Strache laut "Profil" auch mit Kathrin Glock, der Ehefrau des Waffenindustriellen Gaston Glock telefoniert, sowie einer weiteren Nummer, welche Ermittler der Glock GmbH zuordnen. Auch die Firma Glock war in dem Ibiza-Video Gesprächsthema. Alle im Video genannten Personen und Unternehmen haben stets betont, zu keinem Zeitpunkt Spenden an die FPÖ oder dieser nahestehenden Vereinen geleistet zu haben.
Bis zur Veröffentlichung des Videos habe es laut "Profil" auch mehrere Telefonate zwischen Strache und dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz gegeben.
Signa bestätigt telefonischen Kontakt
Signa bestätigte auf Anfrage von "Profil" einen "telefonischen Kontakt, in welchem Herr Strache Befürchtungen zur Existenz eines ominösen Videos geäußert hat und dass eventuell missverständliche Äußerungen und haltlose Behauptungen in diesem Video aufgestellt werden. Herr Strache hat sämtliche dieser falschen und haltlosen Aussagen auch später öffentlich zurückgenommen und sich davon distanziert. Wir erachten diese Angelegenheit damit als erledigt."
Gemäß des vom Nachrichtenmagazin "Profil" veröffentlichten Chatprotokolls hat der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache außerdem einen Tag vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos den Freiheitlichen Abgeordneten Harald Stefan gefragt, ob er "heikle Unterlagen" in dessen Büro lagern könne. Wortwörtlich wollte Strache wissen: "Hast du einen Safe in deinem Büro, wo ich heikle Unterlagen lagern kann? Lg."
Stefan antwortete laut Protokoll mit: "Ja. Habe einen privaten Safe. LG." Strache fragte dann, ob er einen "größeren Akt" bringen dürfe. Stefan, der im Zivilberuf Notar ist, bejahte und meinte, dass er diesen "gerne verwahren" könne.
"Keine Unterlagen zur Verwahrung bekommen"
Am 24. Oktober verlangte die Staatsanwaltschaft mittels Sicherstellungsanordnung schließlich die Öffnung des Tresors. Stefan kam dem nach. Die Ermittler fanden aber keinen Akt - weder in der Kanzlei noch in einem privaten Safe in der Wohnung des Abgeordneten. Bei der Zeugeneinvernahme gab Stefan zu Protokoll, dass er nach dem Chat am 16. Mai nichts mehr dazu gehört und keine Unterlagen von Strache zur Lagerung bekommen habe. "Ich weiß auch nicht, um welche Unterlagen es sich dabei hätte handeln können", wurde Stefan zitiert.