Im Grasser-Prozess hat der heutige Zeuge L., einst Berater bei der Hypo Investment Bank in Liechtenstein, die Aussagen seines Geschäftspartners W. von voriger Woche bestätigt: Von den drei Konten, die der Zweitangeklagte Walter Meischberger für sich reklamiert, gehöre eines nicht ihm, die beiden anderen schon. Womit er Meischberger belastet, aber den Erstangeklagten Karl-Heinz Grasser entlastet.
Denn die Anklage rechnet Ex-Finanzminister Grasser das Konto 400.815 zu, was dieser bestreitet. Zeuge L. sagte heute im Wiener Straflandesgericht aus, dass er nie wahrgenommen habe, dass 400.815 Grassers Konto sei. Sehr wohl aber sei für ihn das Konto "Karin" dem mitangeklagten Makler Ernst Karl Plech zuzuordnen - was wiederum Meischberger bestreitet, denn auf "Karin" liege sein Geld.
Nur scheint Meischberger, einst Trauzeuge von Grasser, in den Unterlagen von "Karin" nirgends als wirtschaftlich Berechtigter oder als Zeichnungsberechtigter auf - und hatte somit kein Zugriff auf das Geld, wie der Zeuge heute betonte. Meischberger machte anschließend einen Fehler bei der Kontoeröffnung durch die Bank geltend, auf Nachfrage der Staatsanwaltschaft blieb der Zeuge aber dabei, dass dies keinerlei Einfluss auf die Eigentümerschaft von Plech und seiner Frau auf das Konto hatte.
Weiters bestätigte der Zeuge heute, dass im Todesfall von Plech und seiner Ehefrau das Geld auf dem Konto "Karin" an deren Sohn gegangen wäre, was auch in den Kontounterlagen so vermerkt wurde - und nicht an Meischberger.
Die Richterin ging am Vormittag mit dem Zeugen auch Belege zu einem Konto "Roca1" durch, das von der Familie Plech schon Jahre vor "Karin" eingerichtet wurde. Im Gegensatz zu einigen Belegen, die in den vergangenen Gerichtstagen vorgelegt wurden, waren diese umfangreich ausgefüllt. Zur Erinnerung: Zuletzt wurden Bankunterlagen vom Gericht präsentiert, die weder Konto- noch Depotnummern enthielten, in einem fehlte sogar der Name der Bank.
Am Nachmittag führte der Zeuge L. aus, wie er das 2005 eröffnete Konto "Karin" betreute und drei bis vier Mal an Ernst Plech in Wien Geld übergeben habe - in bar. Auch die Einzahlungen auf das Konto seien in bar erfolgt - aus Gründen der Diskretion. Denn durch den "Schnitt" mittels einer Bargeldeinzahlung verschwindet die Spur des Geldes. Die Hypo Investment Bank in Liechtenstein war eine Tochter der Hypo Vorarlberg, die sich im Besitz des Landes Vorarlberg befindet.
Wie schon in der Vorwoche sein Geschäftspartner W. beschrieb der Zeuge L. heute, dass Meischberger erst nach den ersten Medienberichten zur Causa Buwog seinem Vermögensberater die wahre Herkunft seines Geldes offenbarte - nämlich aus der 9,6 Mio. Euro schweren Provision beim Buwog-Verkauf, und nicht aus Immogeschäften in Osteuropa, wie ursprünglich behauptet. Dies habe seinen Geschäftspartner W. sehr verärgert.
Genauso verärgert sei W. auch über den mitangeklagten Lobbyisten Peter Hochegger gewesen. Denn Hochegger hatte vor Gericht ausgesagt, dass ihm W. im Jahr 2006 mitgeteilt habe, dass die drei Konten 400.815, Karin und Natalie jeweils Grasser, Plech und Meischberger gehören. Dies habe nach Meinung seines früheren Bank-Kollegen und jetzigen Geschäftspartners W. schlicht nicht der Wahrheit entsprochen, so L. heute. Die Befragung von Günter L. wurde heute beendet, eigentlich waren dafür zwei Tage anberaumt.
Der Prozess wird morgen mit Erklärungen von Meischberger zu den bisherigen Zeugenaussagen fortgesetzt. Damit wollte er schon bei einem der vorangegangenen Prozesstage fertig sein, aber seine Ausführungen fielen dann länger aus als geplant.
Wobei für den Prozess ohnehin ein großzügiger Zeitrahmen eingeplant ist. Heute war der 123. Verhandlungstag, der Bawag-Prozess war hingegen schon nach 117 Tagen zu Ende. Für den laufenden Grasser-Prozess wurden vergangene Woche weitere Gerichtstermine bekannt gegeben - sie gehen bis Ende April 2020.