Der zum Finanzvorstand der Casinos Austria ernannte FPÖ-Politiker Peter Sidlo sieht den Chat-Verlauf mit Johann Gudenus, der zu Hausdurchsuchungen geführt hat, verkürzt dargestellt und von den Ermittlern falsch interpretiert. "In Wahrheit ist es um etwas ganz anderes gegangen", bestritt er im Gespräch mit der APA den Vorwurf, es gehe dabei um einen "Deal" zur Postenbesetzung im Unternehmen.
Konkret geht es um einen WhatsApp-Chat zwischen Sidlo und dem damaligen FPÖ-Klubobmann Gudenus mit dem Zitat: "hallo Joschi, habe mit meinen Freunden bezüglich Casinos gesprochen, sie wären bereit und auch fähig den deal zu machen." Der frühere FPÖ-Bezirksrat Sidlo ist unter der ÖVP-FPÖ-Regierung Anfang Mai als Finanzchef der Casinos Austria eingesetzt worden, obwohl der engagierte Personalberater Zehnder Zweifel an seiner Eignung geäußert hatte.
"Staatsanwalt hat bewusst falsche Schlüsse gezogen"
Für Sidlo hat die Passage, welche die Ermittler zum Anlass für die Hausdurchsuchung genommen haben sollen, nichts mit seiner Bestellung zu tun. Vielmehr sei es um einen Investment-Deal gegangen, der aber nie durchgeführt worden sei, sagte er zur APA. Die WhatsApp-Konversation stamme vom 12. August 2018. Zu diesem Zeitpunkt sei eine mögliche Vorstandsbestellung noch gar kein Thema gewesen, sagt er.
In den Medien sieht Sidlo die Chat-Nachricht mit Gudenus verkürzt dargestellt, der zweite Teil - "Sie kennen (Casinos-Aktionär, Anm.) Sazka gut, benötigen jedoch zur Beteiligungsstruktur (Finanzierung) ein paar Details. Wer kann uns diese besorgen?" - fehle. Die Staatsanwaltschaft habe bewusst die falschen Schlüsse daraus gezogen, findet der FPÖ-Politiker.
Sidlos Sicht der Dinge
Sidlo hat auch ein Gedächtnisprotokoll angefertigt und der APA vorgelegt. Das Schreiben ist datiert mit 14. November 2019. Sidlo erklärt darin, worum es bei dem "Deal", über den er im August 2018 mit Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus auf WhatsApp schrieb, eigentlich gegangen sei. Der Streit unter den Casinos-Aktionären und Marktgerüchte über einen Ausstieg der Sazka-Gruppe hätten ihn als Investmentberater bei Sigma auf eine Investmentidee gebracht, "die ich zuerst mit dem institutionellen Investor, dann mit Johann Gudenus besprach".
Der Investor, den Sidlo in seinem Protokoll nicht nennt, habe enge geschäftliche Verbindungen mit der tschechischen J &T Bank gehabt. Deshalb sollte der Chef der J & T Bank mit dem Sazka-Eigentümer Karl Komarek sprechen und ihn von einem Verkauf überzeugen, führte Sidlo aus. "Der Investor wollte seinerseits wissen, ob der Staat auch wirklich bereit wäre, den Deal zu billigen. Ich wollte mit dem für Glücksspiel verantwortlichen Staatssekretär im Finanzministerium Fuchs besprechen, ob es seitens der Regierung diesbezügliche regulatorische Bedenken geben könne. Dieses Gespräch kam meiner Erinnerung nach aber so nicht zu Stande, jedenfalls wurde das Thema nicht weiter aktiv verfolgt."
Der Chatverlauf habe daher nichts mit dem von der WKStA vermuteten "FPÖ-Novomatic-Deal" zu tun, so Sidlo. "Im August 2018 wusste ich nicht einmal selbst, dass ich mich später um ein Vorstandsmandat bei CASAG bewerben wollte, somit habe ich auch nicht mit jemandem darüber sprechen können, schon gar nicht mit Novomatic", erklärte der beurlaubte Casinos-Vorstand. Mit Novomatic sei er erst später in Kontakt gekommen. "Dass ich den Investor als "meine Freunde" bezeichnete, war der langen, engen Kooperation mit diesen geschuldet, die Beratung lief zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Jahre", so Sidlo.
Sidlo ist nicht der erste Beschuldigte, der eine andere Erklärung als die Staatsanwaltschaft hat, worum es bei den "Deal" gegangen sein soll. Im "Kurier" (Freitagausgabe) tauchte rund um den "Hintergrunddeal mit den Blauen", den Ex-Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) Anfang 2019 gegenüber Casinos-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner angesprochen haben soll, die Erklärung auf, dass es sich um das Thema Sportwetten gehandelt hätte. Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) hatte demnach als Sportminister zusätzlich zur Sportförderung Geld aus den Online-Sportwetten gefordert und auch bei Novomatic angeklopft.