Was war ausschlaggebend, dass Sie dem Start von Koalitionsverhandlungen zugestimmt haben?
BIRGIT HEBEIN: Wir haben drei Wochen in den Sondierungsgesprächen ausgelotet, ob das Vertrauen reicht, ob eine Annäherung möglich sind. Wir Grüne sind zur gemeinsamen Auffassung gekommen: Verhandeln wir!.
Sie waren Teil des grünen Sondierungsteams. Was war Ihr Eindruck? Meint es die ÖVP ernst? Ist sie kompromissbereit? Oder ist es gar nicht um Inhalte und nur um Atmosphärisches gegangen?
Eine gewisse Vertrauensbasis ist in der Politik immer enorm wichtig. Wir haben Inhalte und Themenbereiche angesprochen, die konfliktreicher sind. Der Sinn von Sondierungen ist ja, herauszufinden, ob man ein gemeinsames Grundverständnis hat, wie man mit diesen Konflikten umgehen könnte, ich betone könnte. Die eigentliche Arbeit, also die inhaltliche Arbeit beginnt ja erst.
Haben Sie den Eindruck gewonnen, dass die ÖVP die Kompromissbereitschaft an den Tag legt?
Sie haben mich missverstanden. Es war ein beidseitiger Versuch, sich der Frage anzunähern, wie man mit den Konflikten umgehen könnte. Die eigentliche Arbeit wird hart. Das wird kein Lercherl.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass eine Einigung möglich ist? Überwiegt die Skepsis?
Der Eindruck, dass sich Verhandlungen auszahlen, ist da. Sonst hätte ich die Empfehlung nicht abgegeben. Beide Seiten haben beschlossen, dass wir ergebnisoffen verhandeln. Wir wissen, dass es nicht einfach sein wird. Den Schritt zu setzen, sehen wir Grüne als verantwortungsvolles Umgehen mit dem Wählerwillen und den Themen, die uns wichtig sind: Klimaschutz und Zusammenhalt. Es ist definitiv ein Wagnis.
Wie sehr haben Überlegungen eine Rolle gespielt, dass, sollten die Verhandlungen scheitern, womöglich Türkis-Blau vor der Türe steht?
Das ist ein Argument, dass man nicht wegwischen kann. Primär ist es uns bisher darum gegangen, herauszufinden, ob es eine Vertrauensbasis gibt, wie man mit Konflikten umgeht. Das hat ausgereicht.
Ist eine Einigung vor Weihnachten realistisch?
Das ist offen. Es werden sehr intensive Verhandlungen sein – vorbehaltlich der Entscheidung, die die ÖVP erst zu treffen hat.