Um 20.20 Uhr trat Grünen-Chef Werner Kogler, flankiert von Leonore Gewessler und Birgit Hebein, vor die Presse um zu sagen, dass er nichts sagt: "Die Sondierungsgespräche sind beendet. Wir werden jetzt noch einmal intensiv darüber beraten, welche Empfehlung wir aussprechen, und dann stimmt der erweiterte Bundesvorstand ab."
Frage: Um wieviel Prozent seien die Chancen inzwischen gestiegen, dass es klappt mit Türkis-Grün? Kogler sagt nichts. "Ich bin schon einmal falsch zitiert worden." Aber: "Wenn es dazu kommt, soll die Regierung fünf Jahre halten, wir brauchen also eine gute Fortbestandsprognose. Eine Zehn-Jahres-Periode ist eigentlich sogar das Ziel."
Genau deshalb wolle man sich noch einmal intensiv austauschen - im Verhandlungsteam, mit den Länderchefs, mit den neuen Abgeordneten, und dann im Vorstand. "Diese eineinhalb Tage sind jetzt auch noch Zeit."
Die Ampel steht schon halb auf Grün
Alles andere wäre dennoch eine handfeste Sensation: Nach der allerletzten Sondierungsrunde – heute tagsüber – im Winterpalais wollen die Grünen am Sonntag und die ÖVP am Montag vermutlich die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen beschließen – nichts deutet auf einen Abbruch der Gespräche hin. Bisher wurde ja, so die Sprachregelung, nur sondiert – unter vier Augen bzw. in Zwölferrunde. Koalitionsverhandlungen finden in ungleich größerer Runde statt, Türkis-Blau wurde etwa in 20 Untergruppen (mit je drei Experten) ausgehandelt. Ob Österreich in den nächsten Jahren von Türkis-Grün regiert wird, ist völlig offen.
Entscheidung erst am Sonntag
Bei den Grünen fällt die Entscheidung am Sonntag im erweiterten Bundesvorstand in einer Sitzung in der Wiener Urania, gegen 16 Uhr will Grünen-Chef Werner Kogler im Presseklub der Concordia vor die Öffentlichkeit treten. Dem Bundesvorstand gehören 29 Mitglieder an (jedes Bundesland darf zwei Personen schicken – mit Ausnahme von Kärnten, wo die Grünen aus dem Landtag geflogen sind). Die ÖVP unter Sebastian Kurz will die interne Debatte der Grünen nicht präjudizieren, deshalb will der ÖVP-Chef erst am Montag vormittags die Öffentlichkeit suchen und nach telefonischen Konsultationen mit den neun Landes- und den sechs Bündechefs die türkise Entscheidung in einer Pressekonferenz in der ÖVP-Parteizentrale verkünden.
An sich hatte man sich ein Schweigegelübde auferlegt, doch die ÖVP durchbrach es. Unter Berufung auf türkise Kreise wurde gestern über die Aufteilung der Ressorts spekuliert, drei, vier grüne Ministerien und ein Staatssekretariat seien vorstellbar. Grün-Abgeordneter Michel Reimon stellte auf Twitter die Regierungsfähigkeit der ÖVP in Zweifel, Innsbrucks grüner Bürgermeister Georg Willi drehte den Spieß um und reklamierte das Finanzressort für die Grünen.