Mit scharfer Kritik an den jüngsten Nationalratsbeschlüssen zum Pensionsbereich meldet sich der Chef der neuen Alterssicherungskommission, Walter Pöltner, zu Wort. Eine abschlagsfreie Frühpension nach 45 Arbeitsjahren zu ermöglichen sei "unverantwortlich und arbeitnehmerfeindlich", die Pensionserhöhung über der Inflationsrate "völlig verfehlt", sagte der Kurzzeit-Sozialminister im "Standard"-Interview.
Beschlüsse dieser Art seien "ein Populismus, der viel Geld kostet", dabei seien "die Jungen die Angeschmierten". Pöltner hält zwar das Pensionssystem "an sich" für finanzierbar und gegenteilige Aussagen für "künstliche Aufgeregtheit". Aber angesichts der steigenden Lebenserwartung - und damit auch steigender Kosten für Pflege und Gesundheit - müsste die Politik "alles tun, um die Menschen länger im Arbeitsleben zu halten". Im Nationalrat sei da mit der neuen "Hacklerregelung" "leider gerade das Gegenteil geschehen".
Schließlich falle der Anreiz, bis zum gesetzlichen Pensionsalter von 65 zu arbeiten, damit weg. Wenn die Lebenserwartung weiter steige, "wird die Politik irgendwann darüber reden müssen, das gesetzliche Pensionsalter zu erhöhen", meint Pöltner - wobei es vorrangig auch gelingen müsste, die Menschen länger im Erwerb zu halten. Dafür brauche es verschiedene Ansätze, von Altersteilzeitmodellen über Zuschüsse für Betriebe mit guter Alt-Jung-Balance bis zu flacheren Gehaltskurven.