Journalistisch ist es derzeit schwer, zu den Quellen des Skandal-Liederbuchs "Liederliche Lieder" vorzudringen. Das Buch sorgt ja für Empörung in der neuen Liederbuch-Affäre. Ein in diesen Kreisen sehr versierter Burschenschafter und aktiver FPÖ-Politiker, der in diesem Zusammenhang anonym bleiben will, ist aber zum Hintergrundgespräch bereit.
Autor ist verstorben
Er sagt zur Entstehungsgeschichte Folgendes: Der Autor des 2005 von der Grazer Burschenschaft Cheruskia aufgelegten Buches sei bereits verstorben. Das Lied mit der Passage "Heil Hitler, ihr alten Germanen....", das jetzt für Wirbel sorgt, sei "ein Spottlied und keinesfalls als Nazi-Verherrlichung gemeint".
Auch im MKV-Liederbuch
Tatsächlich findet sich dasselbe Lied (Titel: "Es lagen die alten Germanen") auch im Österreichischen Kommersbuch des CV (Fassung von 1983) und im 1999 aufgelegten "Österreichischen Studenten-Liederbuch Gaudeamus". Dieses Buch ist laut Impressum "herausgegeben im Auftrag des Mittelschüler-Kartell-Verbandes der katholischen farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs" (MKV). Im Kommersbuch aus 1983 ist auf Seite 346 die "Heil Hitler-"Passage abgedruckt. Unter dem Lied steht wörtlich der folgende gedruckte Hinweis: "Dieser parodistische Text zur älteren Melodie bespöttelt übertriebene Deutschtümelei, insbesondere Nazismus und Rassenlehre." Die Fassung sei übrigens "dem Jugendliederbuch des Franziskanerordens ("Der Bettelmusikant") entnommen".
Ein parodistischer Text?
Die Burschenschafter sehen den Umstand, dass das Lied auch im katholischen Studentenmilieu kursierte, quasi als Beweis für ihre These, es gehe um die "Verballhornung" und den Spott über die Nazis.
In Kreisen des Cartellverbands wird dazu betont: "Das wird sicher nicht gesungen im CV." Es handle sich um eine veraltete Liederbuch-Fassung, in der heute aktuellen sei das Lied nicht enthalten. Der CV habe anlässlich der ersten "Liederbuchaffäre" im Jänner 2018 alle in Gebrauch stehenden Liederbücher überprüft und sich auch ein Gutachten erstellen lassen, demzufolge keine fragwürdigen Texte im Umlauf seien.