Zuletzt hatten ihn Korruptionsvorwürfe ins Trudeln gebracht. Und das, obwohl Markus Wallner, der Landeshauptmann von Vorarlberg, gemeinhin als unaufgeregter, integrer Verwalter galt. Doch im Frühling hat die Druckwelle des von Journalisten aufgedeckten Wirtschaftsbund-Skandals auch den 54-Jährigen erfasst. Anfang Juni musst er dazu sogar im U-Ausschuss aussagen.
Wallner, während seines Studiums der Politikwissenschaften in Innsbruck auch Vorsitzender der dortigen ÖH, dockte in den 1990ern zunächst bei der Industriellenvereinigung an, für die er zunächst in Brüssel und später in Wien arbeitete. Danach folgte eine klassische Parteikarriere: Er trat der ÖVP bei, arbeitete einige Jahre in deren Landeszentrale, 1997 stieg er zum Büroleiter von Landeshauptmann Herbert Sausgruber auf. 1999 übernahm Wallner die Landesgeschäftsführung der Partei, 2003 wurde er Klubobmann im Landtag, 2006 zog er in die Landesregierung ein. 2011 empfahl ihn der damals noch mit absoluter Mehrheit regierende Sausgruber als Nachfolger an der Landesspitze – und so kam es auch.
Weniger konservativ als sein Vorgänger
Wallner gilt als weniger konservativ als sein Vorgänger Sausgruber, unter dem eine Koalition mit den Grünen, die Wallner 2014 einging, deutlich weniger wahrscheinlich gewesen wäre. Ansonsten führt er im Wesentlichen den Kurs der ÖVP im Land seit Jahren fort. Wirtschaftsfreundlichkeit, solide Finanzen, aber bei Menschenrechtsfragen doch offener als die Bundespartei unter Sebastian Kurz (ÖVP), mit dem er kein schlechtes, aber auch kein besonderes Naheverhältnis pflegte. Dass die Luftballons, die durch den letzten Vorarlberger Wahlkampf flogen, schwarz und nicht türkis waren, ist kein Zufall.
Am Mittwoch wurde verkündet, dass sich Wallner krankheitsbedingt für mehrere Wochen zurückzieht. Ob sich Wallner so weit erholt, dass er wieder ins Amt zurückkehren kann, wird sich zeigen. So mancher in der Partei wird es schon daher hoffen, da sich kein logischer Nachfolger aufdrängt.