Die SPÖ liegt am Boden. Was dem Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer dazu einfällt: „Die FPÖ wählt keine Frau mit Doppelnamen.“ Das sei der Grund dafür, dass die freiheitlichen Wähler nicht zurückgeholt werden konnten. Aber Pamela Rendi-Wagner habe sich zumindest „redlich bemüht“. Der Kärntner SPÖ-Chef Peter Kaiser formuliert: Die SPÖ sei mit einer weiblichen Vorsitzenden ihrer Zeit voraus, „vielleicht zu weit“, aber das könne man noch zu einem Vorteil machen. Der Weg ist weit, auch in den eigenen Reihen.
Dennoch: Am Stuhl der SPÖ-Chefin wird nicht gesägt. Der Rücktritt Thomas Drozdas als Geschäftsführer hat den Angreifern den Wind aus den Segeln genommen. Dass Rendi-Wagner am Wahlabend noch erklärt hatte, „die Richtung stimmt“, wird – wie so vieles – ihren Beratern zugeschrieben. Der neue Mann an ihrer Seite ist auch ein alter: Christian Deutsch, als Troubleshooter im Wahlkampf beigezogen, mitverantwortlich für das schlechte Wahlergebnis. Rendi-Wagner begründet ihre Entscheidung damit, dass sie ihm vertraut.
Jeder muss sich vom Debakel betroffen fühlen, fast überall hat die SPÖ verloren, auch in den Städten. Nur in Wien und Linz hat die SPÖ noch eine Mehrheit. Jeder reagiert auf seine Weise. Der steirische Parteichef Michael Schickhofer versucht, angesichts der nahenden Landtagswahlen Land zu gewinnen. Er kündigte an: „Ich nehme bis auf Weiteres die Funktionen in der Bundes-SPÖ nicht wahr.“
Ex-Parteigeschäftsführer Max Lercher will die Partei neu gründen. Er fordert einen „Reformparteitag“, ein „zweites Hainfeld“. Es dürfe kein „weiter so wie bisher“ geben. Die SPÖ müsse aufhören, "ihren eigenen Untergang zu verwalten".
Viele Regionalkaiser haben kein Mandat mehr. Sie suchen die Schuld an der Spitze. Die dritte Reihe sieht auch im Versagen Altgedienter, die nicht von ihren Mandaten lassen, die Ursache. SJ-Chefin Julia Herr bekommt kein Mandat, Drozda schon. Sie hat demonstrativ die Sitzung verlassen, bevor über Deutsch abgestimmt wurde. Allerdings nicht wegen des Mandats, wie sie im Nachhinein richtigstellt. Es sei ihr um die Diskussion über die Erneuerung der Partei gegangen, und dass die Bestellung von Deutsch nicht das richtige Signal sei.
Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures schmeißt offenbar die Nerven weg. Mit dem Satz "Die Jugendorganisationen sind der Untergang der Sozialdemokratie" wird sie vom Kurier zitiert. Auch dieser Satz, so wird im Nachhinein korrigiert, soll so nicht gefallen sein. Die einen haben so gehört, die anderen so.
Jeder gegen jeden – das Match ist eröffnet. Christian Deutsch will keinen Tag verlieren, um die Partei gänzlich zu erneuern. Er wird alle Hände voll damit zu tun haben, das Team zu einen.
Claudia Gigler