Thomas Drozda zieht sich als SPÖ-Bundesgeschäftsführer zurück. Das teilte er Montagvormittag gegenüber Journalisten mit: "Ein Wahlergebnis wie gestern muss Konsequenzen haben." Er wolle mit diesem Schritt einen Reformprozess in Gang setzen.

Mit seinem Rücktritt kam er dem Unmut der Funktionäre zuvor, die ihn als Urheber der Aussage von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner orteten, die am Wahlabend die Niederlage mit den Worten kommentiert hatte: "Die Richtung stimmt."

Drozdas Nachfolger wird SPÖ-Wahlkampfleiter Christian Deutsch.Nicht alle innerhalb und außerhalb der SPÖ halten das für die beste Wahl:

Deutsch war Rädelsführer jener "Flächenbezirks-Rebellen", die das Ende von Michael Häupl als SPÖ-Chef eingeleitet hatten. An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht. Er freute sich, dass ein sehr starker inhaltlicher Wahlkampf gelungen sei: "Vielleicht hätten wir mehr Zeit gebraucht." Jetzt werde man nach dem Ergebnis aber nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen: "Die Erneuerung in der Partei ist ein Gebot der Stunde", so Deutsch.

Parteichefin Pamela Rendi-Wagner erklärte in der Pressekonferenz nach den Gremien, sie vertraue Deutsch und er habe Erfahrung sowohl in der Organisation als auch im politischen Bereich. Das Neue an der SPÖ sei nicht die Person des Geschäftsführers, sondern der Prozess der Erneuerung, der jetzt eingeleitet werde.

In diesen Prozess würden auch jüngere Funktionäre aktiv eingebunden. Damit reagierte Rendi-Wagner auf ein Statement der SPÖ-Jugendorganisationen, die gefordert hatten nach diesem Wahlergebnis dürfe es kein "Weiter-so" geben. Die Jugend lenkt den Blick dabei auch auf mögliche Koalitionsverhandlungen: Die Wahlversprechen der SPÖ müssten Bedingung für einen allfälligen Pakt mit der ÖVP sein.

Selbst denkt die Chefin nicht daran, das Handtuch zu werfen: "Unsere Themen waren die richtigen, weil sie die Probleme der Menschen in Österreich darstellen." Sie werde diesem Kampf treu bleiben: Österreich benötige dringend sozialen Ausgleich und sozialen Frieden: "Dafür braucht es eine Sozialdemokratie, egal in welcher Rolle."

"Strukturanpassungsprozess"

Zugleich kündigte sie am Montagabend einen "Strukturanpassungsprozess" an, der rasch angegangen werde, aber wohl eine gewisse Zeit dauern werde. Eingebunden würden alle Teile der Partei: "Wir dürfen so gut wie keinen Tag verlieren, wenn es um die Zukunftsfitness der Sozialdemokratie geht."

Betont wurde vom scheidenden Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda, dass ihm gegenüber niemand Druck ausgeübt habe. Er habe heute Früh Parteichefin Pamela Rendi-Wagner über seinen Schritt informiert und diese habe ihn bedauert. Sein Mandat im Nationalrat wird Drozda "selbstverständlich" annehmen. Auch Kultur- und Mediensprecher will er bleiben. Sein Nachfolger Deutsch will schnellstmöglich den Erneuerungsprozess einleiten.

Gleichzeitig fordert Drozdas Vorgänger als Bundesgeschäftsführer, der Steirer Max Lercher, via Facebook eine "Neugründung" der SPÖ: "Wir leben im 21. Jahrhundert und das müssen wir als Partei endlich akzeptieren."

Der Kärntner SPÖ-Chef Peter Kaiser sieht es als Hauptaufgabe für den Nachfolger von Thomas Drozda als Bundesgeschäftsführer an, die Parteichefin wieder sie selbst werden zu lassen, die Botschaften der SPÖ in eine bildhafte Sprache zu kleiden und neue Leute ins Boot der SPÖ zu holen.

Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer kritisierte indes indirekt die Bestellung von Pamela Rendi-Wagner zur Spitzenkandidatin als die falsche Wahl: Man habe freiheitliche Wähler vielleicht auch deshalb nicht zurückholen können, weil diese keine Frau mit einem Doppelnamen wählten.