Finanzminister Eduard Müller mahnt die Abgeordneten angesichts der kommenden Nationalratssitzungen zu "Augenmaß". Müller geht davon aus, dass die im "freien Spiel der Kräfte" bereits gefassten bzw. noch erwarteten Beschlüsse bis 2023 insgesamt 5,1 Mrd. Euro kosten werden. Rund 3,13 Mrd. Euro seien im Stabilitätsprogramm noch nicht berücksichtigte "Zusatzkosten".
Ob der geplante Budgetüberschuss 2020 bzw. ein Nulldefizit erreicht werden könne, sei derzeit noch nicht genau prognostizierbar und hänge auch von der Konjunktur ab. "Ich kann nur erneut an die Parlamentarier appellieren, auch die budgetäre Komponente bei ihren Beschlüssen miteinzubeziehen", sagte der Finanzminister in einer Aussendung am Donnerstag.
Müller verwies darauf, dass das Wirtschaftswachstum sowohl international als auch in Österreich abflache. "Das hat auch massive Auswirkungen auf das Budget."
"Kosten in der Höhe von knapp 6 Mrd. Euro steht eine Gegenfinanzierung von rund 850 Mio. Euro gegenüber", heißt es in einer Aussendung des Ministers am Mittwoch. Die türkis-blaue Steuerreform wird nach Einschätzung des Finanzministeriums bis 2023 2,8 Mrd. Euro Kosten und im Gegenzug durch zusätzliche Steuern 856 Mio. Euro einbringen. Die Pensionsanpassung kostet demnach 1,6 Mrd. Euro, die zusätzlichen Zuschüsse zur Abschaffung des Pflegeregresses an die Länder 196 Mio. Euro.
Bundesheer soll über Effizienzsteigerung nachdenken
Kritisch hat sich Müller auch zu den Forderungen des Bundesheeres geäußert. Von 2019 auf 2020 sehen die Wünsche eine Budgetsteigerung von fast 50 Prozent vor, begründete man die Bedenken im Finanzministerium. In Summe wurden am Dienstag mehr als 16 Milliarden Euro bis 2030 gefordert, Müller vermisst dabei jede Analyse zu möglichen Kostendämpfungen.
"Es ist eine verpasste Chance, dass keine Möglichkeiten aufgezeigt wurden, wie das Bundesheer in ihrem aktuellen System effizienter aufgestellt werden kann", sagte Müller am Mittwoch in einer Aussendung. "Der Rechnungshof selbst hat ja immer wieder betont, dass hier Verbesserungen möglich sein sollten. Aus Budgetsicht fehlt mir außerdem eine genaue Priorisierung der Gefahren für Österreich, aus denen man Budgetschwerpunkte ableiten könnte".
In Folge wäre es laut Müller "natürlich eine höchstpolitische Entscheidung wie die Gewichtung ausfällt, so dass der verfassungsmäßige Auftrag erfüllt werden kann", sagte der Finanzminister. Er werde dafür plädieren, "Vorschläge sowohl zur Effizienzsteigerung als auch zur Priorisierung bei den nächsten Budgetverhandlungen auf politischer Ebene zu diskutieren", sagte er.
Verteidigungsminister Thomas Starlinger hatte am Dienstag den Zustandsbericht für das österreichische Bundesheer präsentiert. Dieser empfiehlt u.a. eine Erhöhung des Verteidigungsbudgets im kommenden Jahr von derzeit 2,2 auf 3,1 Milliarden Euro und eine schrittweise Anhebung auf ein Prozent des BIP bis 2030.