„Jeder gegen jeden“, sagt der Moderator der neuen ORF-Konfrontationen, die gestern Premiere hatten; von Duell spricht die Sprecherin, die Graphik zeigt Parteien Angelhaken auswerfen – der ORF hat sich für martialische Begriffe und Symbole entschieden für sein neues Format der Konfrontationen.
5 der 15 möglichen Zweierkombinationen hielt der erste Abend bereit, um eine Stunde verspätet, wegen des bombastisch inszenierten Abschieds von Marcel Hirscher. Grünen-Chef Werner Kogler und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger eröffneten den Reigen, suchten Gemeinsamkeit und grenzten sich so vehement von der ÖVP ab, dass man sich nicht vorstellen kann, dass da noch etwas werden könnte.
Dass Peter Pilz mit der ÖVP nicht will, hat er immer gesagt, so schien es logisch, dass Sebastian Kurz Ersatz ins „Duell“ schickte: Caroline Edtstadler, die gar nicht fürs Parlament kandidiert. Duell passt diesmal gut: Pilz bewirft Edtstadler mit allem, was er lieber Kurz vorgeworfen hätte. Sie wirft ihm Rechtsverletzung vor und Destruktivität, er ihrer Partei Korruption. Pilz fingiert einen Lachkrampf, als Edtstadler Korruption in ihren Reihen in Abrede stellt. Lou Lorenz Dittelbachers wackere Versuche, Sachthemen ins Gespräch zu bringen, scheiterten an Pilz.
Bei Kogler und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zeigten eine Übereinstimmung in der Migrationsfrage: Dass beide finden, dass Menschen in Seenot zu retten sind, ist wenig überraschend, dass beide dafür sind, die europäische Außengrenze zu schützen, schon. In Umweltfragen hingegen schien Kogler seine Gesprächspartnerin nicht wirklich ernst zu nehmen.
"Sie hätten es selber nicht geschafft", sagt Meinl-Reisinger zu Peter Pilz, hätte das von ihm initiierte Gesetz zur Beschränkung der Parteifinanzierung damals schon gegolten. Er unterscheide offenbar zwischen guten und schlechten Spenden, gute für ihn, die schlechten für die Neos.
Die spannendste Kombination bekamen hartnäckige Seher im letzten Gespräch zu sehen, allerdings erst um 22.37 Uhr: Herbert Kickl, der den designierten Parteichef und Spitzenkandidaten der FPÖ, Norbert Hofer, vertrat, trat gegen SP-Chefin Pamela Rendi Wagner an. Das Wort Österreicher sei noch nie gefallen, kritisiert er zur Eröffnung. Gibt es einen Politiker, den sie weniger mögen, fragt Moderator Thür die SPÖ-CHefin? Es gehe nicht ums Mögen, sondern um die Bilanz, weicht sie aus. "Ich find Sie eigentlich ganz sympathisch", kontert Kickl, dann schlägt er zu. "Wenn Sie von Solidarität reden, reden Sie von Solidarität mit Nicht-Österreichern", wirft er ihr vor. "Hetze, Verhöhnung der Arbeitnehmer", wirft sie ihm an den Kopf, daher sei keine Zusammenarbeit möglich.Kickl greift zum Untergriff: "Ich war noch nie in Ibiza und nicht in Saint Tropez." Im übrigen gendert er schön. Tiefpunkte. Kickl: "Sie haben keine Ahnung." Rendi-Wagner: "Die Männer haben heute die Logorrhoe." Eine unerquickliche Wiederbegegnung mit dem einstigen Innenminister.