Der designierte Parteichef der Wiener FPÖ, Dominik Nepp, hält eine Rückkehr des abgetretenen Ex-Parteichefs Heinz-Christian Strache auf die politische Bühne weiterhin für möglich - auch wenn Strache nach dem Auftritt in Ibiza den "Peinlichkeitsoscar" nicht mehr loswerde, wie Nepp im APA-Interview befand. Die Landespartei stellt dem einstigen Vizekanzler derzeit auch ein Büro zur Verfügung.
"Er hat ein Zimmer bei uns und dort klärt er auf", berichtete Nepp. Strache, der auch an der Spitze der Wiener Landesgruppe stand, verfüge zwar nicht über eine eigene Sekretärin, könne aber die Infrastruktur der Landesgruppe, also etwa Kopierer, nutzen. In dem Büro sei auch das Interview mit dem deutschen Ableger von "Russia Today" geführt worden - wenn auch ohne Wissen des neuen Wiener Obmanns, was diesen nicht sonderlich begeisterte: "Das war dort in diesem Zimmer, ich hab das nicht gewusst, ich hab davon aus den Medien erfahren. Die Methoden der Aufklärung bleiben ihm überlassen, aber es ist wünschenswert, wenn auch die höchsten Parteispitzen davon wissen."
"Russia Today"-Interview in Parteiräumen
Nepp hat nicht nur mit Strache, sondern auch mit Johann Gudenus noch Kontakt, wie er betonte. Die beiden seien jedenfalls nicht für das Platzen der ÖVP-FPÖ-Koalition verantwortlich, versicherte Nepp: "Die Regierung hätte ja weitergeführt werden können." Es sei dies mit der ÖVP ausverhandelt worden: "Dann hat einseitig Sebastian Kurz diese Regierung gesprengt." Er, Nepp, habe die vermeintliche Russin oder andere in Ibiza in Erscheinung getretene Personen nie getroffen, beteuerte er: "Ich hab nur dieses Video gesehen. Es war auch innerparteilich nie Thema."
Nachdem diese geschehen sei, werde man bewerten müssen, ob eine Rückkehr Straches möglich ist - trotz der Aussagen in dem Video, also etwa den Gesprächen über Spenden, die am Rechnungshof vorbeigeschleust werden, die geplante Übernahme der "Kronen Zeitung" oder die Überlegungen zu einer Privatisierung des Trinkwassers. "Dass das eine peinliche Geschichte ist, hat er (Strache, Anm.) ja auch selber zugegeben", gab Nepp zu bedenken: "Drum ist es auch wichtig, die restlichen Stunden zu sehen, ob da auch noch etwas in einem andere Licht erscheint, etwa bei der Wasserprivatisierung. Und dann wird man das bewerten müssen."
"Können uns kein Schloss leisten"
Bei der Wien-Wahl 2020 möchte Nepp jedenfalls selbst als Spitzenkandidat ins Rennen gehen. Entscheiden werde das die Partei: "Aber ich hab immer gesagt, wenn die Partei es wünscht, stehe ich zur Verfügung. Jeder, der Parteichef ist, muss sich auch selbst als Spitzenkandidat sehen." Zuvor wird Dominik Nepp, der nach den Ibiza-Turbulenzen die Partei übernommen hat, auch noch bei einem Parteitag formal bestätigt. Wann dieser stattfinden wird, ist noch offen. Fix ist hingegen, dass die Blauen eine Untersuchungskommission zum Thema parteinahe Vereine in Wien einsetzen werden, wie bekräftigt wurde.
Ins Gerede ist zuletzt auch eine Vorfeldorganisation der Wiener Freiheitlichen - das Bildungsinstitut St. Jakob in Osttirol - geraten. Dort wurde im Zusammenhang mit dem Casino-Verfahren ermittelt. Die Einrichtung ist als Seminarpension gedacht, wie Nepp erläuterte: "So wie es andere Parteien auch haben. Früher gab's das Hotel in Altmannsdorf von der SPÖ und die ÖVP hat das Schloss, die Parteiakadamie. Wir können uns kein Schloss leisten und auch kein großes Hotel." Die Pension verfüge über ein paar Zimmer und einen Seminarraum: "Wo sich aber nicht nur die FPÖ einmieten kann, sondern jeder."