FPÖ-Chef Norbert Hofer hat am Sonntag im Ö1-"Sonntagsjournal" die jüngsten Attacken seines Vorgängers Heinz-Christian Strache gegen ÖVP-Chef Sebastian Kurz als dessen Privatmeinung bezeichnet. Dass Strache im Rückblick auf das Koalitions-Aus nach dem Ibiza-Skandal Kurz "Wortbruch" vorgeworfen hatte, will Hofer "gar nicht großartig beurteilen, das hat mein Vorgänger als Privatperson gemacht".
"Meine Meinung ist bekannt, dass ich diese Koalition fortsetzen will. Klar ist natürlich, dass der Bruch der Koalition eine schwere Belastung auch ist und war für die Beziehungen zwischen ÖVP und FPÖ", so der designierte FPÖ-Obmann Hofer im ORF-Radio. "Aber Politik ist kein Kindergeburtstag. Und es geht nicht darum, wie sich jemand fühlt oder ob jemand beleidigt ist, sondern, was man gemeinsam für das Land erreichen kann." Daher will er erneut Türkis-Blau: "Diese Koalition war erfolgreich. Wir steigen nicht um jeden Preis wieder in diese Koalition ein. Aber das Ziel ist, die Zusammenarbeit fortzusetzen."
Zu einem möglichen Polit-Comeback Straches in Wien, von dem der Ex-Parteichef in dem Interview-Reigen vom Freitag gesprochen hatte, gab sich Hofer äußerst zurückhaltend: "Ich halte fest, was wir immer auch gesagt haben: Darüber kann überhaupt nachgedacht werden, wenn alle rechtlichen Probleme geklärt und erledigt sind. Vorher gibt es mich für mich darüber keine Debatte."
Ibiza-Buch: Keine privaten Gespräche
Die beiden Aufdecker der Ibiza-Affäre, Frederik Obermaier und Bastian Obermayer von der "Süddeutschen Zeitung" betonten unterdessen in einem "profil"-Interview, dass es sich bei den Aussagen Straches auf Ibiza keineswegs lediglich um private Gespräche gehandelt habe, wie von Strache mehrmals dargestellt. In ihrem neuen Buch, dass kommende Woche vorgestellt wird ("Die Ibiza-Affäre"), werden weitere Details aus dem unveröffentlichten Video-Material beschrieben.
"Wir machen das auch deswegen, weil uns im Nachgang gestört hat, dass Strache und (Ex-FPÖ-Klubobmann Johann, Anm.) Gudenus so tun, als hätten sie sich eh nur während der auf Video gezeigten nicht ganz sieben Minuten ein wenig danebenbenommen. Das entspricht schlicht nicht den Tatsachen", so Obermayer im "profil". "Es wurde nicht nur mal kurz über die Strabag und die Kronen-Zeitung geredet. Strache und Gudenus kamen immer wieder auf das Thema 'Krone' zu sprechen. Strache brachte, ohne, dass ihn irgendwer anpiekste, den Vorschlag, man könne der Strabag Staatsaufträge wegnehmen und sie dieser angeblichen Oligarchennichte geben - auch wenn er das jetzt kürzlich in einem Interview bestritten hat."
Auch sei es kein privates Gespräch gewesen: "Da wurde nicht stundenlang über Kinder, Fußball oder die schönsten Plätze auf Ibiza geredet, wenn überhaupt. Es ging fast die ganze Zeit um das politische Geschäft der FPÖ und das angebliche Geld der Oligarchennichte. Wer etwa bei der FPÖ die Fäden in der Hand hat, woher Parteien ihre Spenden bekommen, und vor allem: wie man diese Frau dazu bringen kann, dass sie die 'Krone' kauft. Tatsächlich haben Strache und Gudenus fast sieben Stunden lang Verhandlungen geführt. Das stellen wir mit dem Buch klar."
Keine Drogen, kein Sex
Laut Obermaier habe Strache in dem Gespräch selbst thematisiert, worum es ihm geht. "Es fällt auch das Wort Korruption - als Strache der Russin klarzumachen versucht, dass er gegen Korruption ist. Jedenfalls das, was wir die einfache Korruption nennen würden. Strache möchte stattdessen, dass die beiden Parteien 'sich finden', wie er das nennt. Und dann verspricht Strache doch Staatsaufträge im Austausch für Wahlkampfhilfe. Das ist, was man gemeinhin Korruption nennt."
Zurückgewiesen wurden von Obermayer Gerüchte über angeblichen Drogenkonsum bzw. sexuelle Handlungen in dem Video: "Es gibt keine sexuellen Handlungen, noch nicht mal Baggerversuche oder Anzüglichkeiten. Das Anzüglichste auf dem ganzen Band ist Herrn Straches Feststellung, dass die Oligarchennichte wohl die schönste Medieneigentümerin Österreichs werden würde - wenn sie die 'Krone' kaufen würde. Zu Gudenus sagt Strache ja, dass er sie 'schoaf' findet. Und es ist auch niemand zu sehen, der in der Ibiza-Villa Drogen nimmt, außer Alkohol und Zigaretten."