Der ehemalige Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat sein erstes ausführliches TV-Interview nach seinem Rücktritt gegeben. Er sprach fast eine Stunde lang mit dem russlandnahen TV-Sender „RT Deutsch" (früher: Russia Today). In dem Gespräch geht er hart mit dem Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ins Gericht: Kurz habe ihm „zugesichert und das Wort gegeben“, dass er die türkisblaue Regierung fortsetzen werde, sollte Strache nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos als Vizekanzler zurücktreten. Man habe ihm vonseiten des Kanzlers „das Versprechen gegeben“, die Arbeit fortzusetzen. Strache warf Kurz Wortbruch vor, dieser hatte die Koalition trotzdem aufgekündigt.
Strache trat am 18. Mai mittags zurück. Erst danach habe Kurz die Forderung aufgestellt, dass auch Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), während der Entstehung des „Ibiza“-Videos Generalsekretär der Partei, ebenfalls sein Amt abgeben müsse, so Strache.
"Keine Drogen"
In dem Interview machte Strache zudem deutlich, dass er in der folgenreichen Nacht auf Ibiza keine Drogen konsumiert habe, wie das von einigen Medien spekuliert wurde. „Ich habe Zeit meines Lebens mit illegalen Drogen nichts zu tun gehabt“, sagte Strache dem Sender. Auch von anderen seien bei dem Treffen auf Ibiza keine Drogen konsumiert worden. „Hätte ich das gesehen, wäre ich aufgestanden und gegangen, spätestens dann.“
"Hinter dem Video steckt ein Unternehmer"
Hinter dem Video vermutet Strache einen Unternehmer: „Mir hat jemand vor Zeugen versichert, dass ein bekannter Unternehmer 2015 eine Million geboten hat für meinen politischen Kopf." Das sei jemand, der Einfluss und politische Kontakte zu der ÖVP und zu den Neos habe. Konkreter wurde der ehemalige Vizekanzler nicht.