Verteidigungsminister Thomas Starlinger hat in seinem Antrittsinterview Dienstagmittag klargemacht, dass das Bundesheer budgetär am Ende sei. "Die Vorratskammer ist leer. Im Herbst zeichnet sich eine Dramatik ab." Er verglich das Bundesheer mit einem Baum, der vom Biber so sehr an der Substanz angeknabbert wurde, dass er vor dem Fall stehe.
Es sind laut Starlinger drei Milliarden Euro zusätzlich erforderlich. Er kündigte die Erstellung eines Zustandsberichtes bis Mitte September an. Als Beispiel für die Dramatik nannte Starlinger die Tatsache, dass die Flugshow Airpower mit Mitteln aus dem Ausbildungs- und Dienstbetrieb finanziert werde.
Zum Thema Sicherheitsschule, die Starlinger schließen will, aber am Widerstand des Parlaments scheitert, bekräftigte er, dass er die Schule für nicht notwendig hält.
Parallel zu seinem ersten Medienstatement gab Starlinger einen Tagesbefehl aus, in dem er ebenfalls mit drastischen Worten vor einem weiteren Aushungern des Militärs warnt. Das Bundesheer sei "weit davon entfernt, seine in der Bundesverfassung festgelegten Aufgaben noch erfüllen zu können".
Alte Fahrzeuge
Starlinger nennt darin konkrete Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Bevölkerung: Aufgrund der wegbrechenden Mobilität, beispielsweise Fahrzeuge, die schon um die 40 Jahre alt sind, werde es in den nächsten Jahren nicht mehr möglich sein, bei Katastrophen wie Hochwasser oder Schnee ausreichend den Österreichern zu Hilfe zu eilen.
Im Herbst müsse er beispielsweise einige LKWs in der Garage lassen, "weil nicht einmal mehr Geld für die Überprüfung des Pickerls da ist", erklärt Starlinger im Ö1-"Morgenjournal".
Bei Blackout-Situationen oder Cyber-Bedrohungen, die jederzeit eintreten können, sei das Bundesheer schon jetzt nur mehr sehr eingeschränkt in der Lage, gemeinsam mit dem Innenministerium einen umfassenden und flächendeckenden Schutz kritischer Infrastruktur zu gewährleisten. Eine kürzlich durchgeführte Planübung auf der gesamtstaatlichen Ebene habe den hohen Bedarf an Fähigkeiten des Bundesheeres klar aufgezeigt. "Dies wird mit spürbar negativen Auswirkungen auf die Österreichische Bevölkerung verbunden sein", spricht Starlinger Klartext.
Das Bundesheer werde bald auch nicht mehr in der Lage sein, in Not geratene Österreicher aus dem Ausland mit militärischen Mitteln zurück nach Hause zu bringen. Auch die Teilnahme an Auslandseinsätzen im Rahmen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union werde man in naher Zukunft signifikant reduziert werden müssen. So werden bis Herbst rund 50 Soldaten aus dem Kosovo abgezogen.
Fehlende Mittel
Starlinger macht auch darauf aufmerksam, dass fehlende Mittel für die Ausbildung und Ausrüstung nicht nur die Auftragserfüllung verunmöglichen, sondern auch das Leben der Soldaten in höher werdendem Ausmaß gefährden. Daher habe er sich als ersten Schritt über die laufenden Projekte im Sinne ihrer Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit informieren lassen und dabei notwendige Erstmaßnahmen veranlasst.
"Ich habe den Auftrag erteilt, bis Mitte September dieses Jahres einen Zustandsbericht zu erstellen, der im Detail aufzeigen wird, welche Rahmenbedingungen erforderlich sind, um den Schutz der österreichischen Bevölkerung auch in Zukunft noch gewährleisten zu können."