Erst heute Vormittag sei Parteichefin Pamela Rendi-Wagner auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob er das Amt übernehmen wolle. "Und da habe ich nicht gezögert, sondern gleich ja gesagt", erklärt Christian Deutsch, der neue Wahlkampfleiter der SPÖ. "Man kann ja nicht immer nur gute Ratschläge geben, und dann, wenn man für die Partei gestalten soll, nein sagen."
Bereits nächste Woche soll die Wahlkampfarbeit beginnen, erklärt Deutsch im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung". "Wir müssen alles tun, damit wir aus dieser Wahl möglichst stark hervorgehen." Dass die Ausgangslage angesichts der jüngsten Debatten rund um Parteichefin Rendi-Wagner rosiger sein könnte, kann auch Deutsch nicht bestreiten. "Die Ausgangslage ist das eine, aber das Wahlergebnis ein anderes."
Angesichts der jüngsten parteiinternen Streitereien fügt er hinzu: "Es müssen alle an einem Strang ziehen, das ist klar. Aber ich sage immer: Wir müssen nicht nur alle an einem Strang ziehen, sondern auch in dieselbe Richtung." Die Debatte um Rendi-Wagner sei beendet, nun gelte es, die Vorsitzende bestmöglich zu unterstützen. Im Wahlkampf solle der Fokus zudem auf Inhalten liegen - "und nicht auf Parteiinterna".
Wiener Rebellenführer
Mit Deutsch übernimmt kein Unbekannter das Wahlkampf-Ruder, vor allem in Wien ist der Genosse wohl bekannt. Der ehemalige Landesparteisekretär war der Rädelsführer jener "Flächenbezirk-Rebellen", die Anfang 2017 das Ende der Ära Michael Häupl eingeleitet und Nachfolger Michael Ludwig den Weg ins Rathaus frei geschaufelt hatten. Er gilt bis heute als enger Vertrauter Ludwigs - und von Ex-Kanzler Werner Faymann.
Das Land brauche eine starke Sozialdemokratie, das sei auch den Wählern bewusst, erklärt Deutsch. Vor allem nach dem Skandal rund um das Ibiza-Video. Warum konnte seine Partei diese Skandal nicht besser für sich nutzen? "Ich glaube, dass so etwas letztlich niemanden nützt, weil es der Politik als Ganzes schadet."
In den nächsten Wochen werde man eine Wahlkampfstrategie entwerfen. Welches Ergebnis erwartet sich Deutsch? "Nur soviel: Hochmut kommt vor dem Fall. Wer sich jetzt schon als Wahlsieger sieht, der wird sich noch wundern. Diesen Satz (Anm. der Redaktion: bekannt geworden durch Norbert Hofer im Bundespräsidentschaftswahlkampf) kann ich jetzt genau so zurückgeben."