Dass die neue Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein bereits bei ihrer Antrittsrede angekündigt hatte, das Gespräch mit den Sozialpartnern zu suchen, kommt vor allem bei einem gut an: Wolfgang Katzian. Der ÖGB-Präsident zeigte sich im "Ö1-Morgenjournal" erfreut über diese Ankündigung. Dies sei wichtig, denn in den letzten 17 Monaten unter Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) habe es hier mehr Show als Austausch gegeben. "Bilder sind zwar wichtig, aber sie können keinen Dialog ersetzen." Es brauche einen echten Austausch - unabhängig davon, "wie der Wind weht".
Auf die Frage, ob seine Partei im Nationalrat nun auch zahlreiche "verhasste" Beschlüsse wie den 12-Stunden-Tag kippen könnte, nachdem Kurz "gestürzt" worden war, reagierte Katzian wenig erfreut. Er "halte das für einen ausgemachten Blödsinn", dass die Rede davon sei, dass jemand gestürzt worden wäre. "Es hat schlicht einen Misstrauensantrag gegeben, der eine Mehrheit gefunden hat." Zudem stimme die nun oft inszenierte Einigkeit zwischen Rot und Blau nicht.
12-Stunden-Tag und Sozialversicherungsreform
Angesichts des 12-Stunden-Tages sei die Kritik der Gewerkschaft aber ohnehin bekannt. "Natürlich wollen wir den 12-Stunden-Tag weg haben, das ist ja klar." Sollte es hier Gespräche geben, stehe Katzian bereit. Gespräche könne er sich auch bei der umstrittenen Reform der Sozialversicherung vorstellen, hier wäre für den ÖGB-Chef eine zeitliche Verzögerung denkbar.
Dass die Steuerreform nun nicht kommt, sorgt bei Katzian hingegen für wenig Freude. Dies wäre "ein guter und wichtiger Schritt gewesen", Kritik habe es nur daran gegeben, dass die Maßnahmen erst 2022/2023 durchgreifen.
Angesprochen auf die aktuelle Krise der SPÖ wollte sich Katzian hingegen nicht äußern. Er werde Parteichefin Pamela Rendi-Wagnerkeine Ratschläge ausrichten, seine Meinung äußere er intern.