Es wurde nicht knapp - und es wurde gejubelt bei der Wahlparty der Grünen im Wiener Metropol. Die erste Trendprognose mit einem zweistelligen Ergebnis für die Grünen und der Aussicht auf drei Mandate nach dem Brexit rissen die zunächst noch vorsichtig gefüllte Feier zu aufbrandendem Jubel mit. "Das kann knapp werden", hatte Spitzenkandidat Werner Kogler heute noch die Erwartungen niedrig gehalten.
Umso ausgelassener dürfte heute noch gefeiert werden.Wahlkampfleiter Thimo Fiesel zeigte sich gegenüber Journalisten überzeugt, dass die Grünen mit der Themenwahl richtig gelegen sind. "Klima und gesunde Lebensmittel, das ist gut angekommen", erklärte er inmitten "großer Freude" über die ersten Trends. Nun werde man sich bemühen, sich für diese Themen auf europäischer Ebene auch tatsächlich einzusetzen.
Wahlparty im Wiener Metropol
Dass Spitzenkandidat Werner Kogler heute noch auf niedrige Erwartungen gesetzt hatte, erklärt Fiesel mit den Erfahrungen aus 2017. "Diesmal war für uns klar: Das wird ein Blindflug." Bei der Mobilisierung habe es möglicherweise geholfen. "Wir wollten auch sagen: Leute, das wird knapp. Wer eine Klimawahl will, muss die Grünen wählen."
Die Wahlparty im Wiener Metropol hatte sich erst kurz vor der ersten Trendprognose gefüllt - ein Auftritt Werner Koglers wurde allerdings bereits für den frühen Abend angekündigt.
NEOS: "Glaube, das ist ein großartiges Ergebnis"
Die NEOS haben sich in einer ersten Reaktion auf die Trendprognose durchaus erfreut gezeigt. "Ich glaube, das ist ein großartiges Ergebnis, wenn wir so liegen wie beim letzten Mal", sagte der stellvertretende Klubobmann Niki Scherak zur APA.
Bei der EU-Wahl 2014 hatten die Pinken 8,14 Prozent erreicht. Die erste Trendprognose, die am heutigen Sonntag um 17.00 Uhr veröffentlicht wurde, wies sie mit 8 Prozent aus.
Etliche Mitglieder und Funktionäre hatten sich am Sonntagnachmittag in der mit Sternen sowie pinken und blauen EU-Luftballons geschmückten Wahlzentrale in der NEOSphäre in Wien-Neubau versammelt, um die ORF-Übertragung zu verfolgen. Als die Zahlen um kurz nach 17.00 Uhr auf der Leinwand erschienen, gab es zunächst einmal großen Jubel über die prognostizierten Verluste der FPÖ unter den pinken Anhängern. Ein überraschtes Raunen ging durch den Raum, als der Balken der Grünen erschien, die laut der ersten Prognose deutlich besser als in den Umfragen liegen.
"Man wünscht sich immer mehr Mandate"
Applaus und Jubel gab es schließlich für das prognostizierte Abschneiden der eigenen Partei, auch wenn die NEOS in den Umfragen immer wieder auch mit zehn Prozent ausgewiesen worden waren. Wenn man die letzte Nationalratswahl als Referenz nehme, handle es sich sogar um einen Zuwachs um etwa drei Prozentpunkte, analysierte Scherak. Dass sich das zweite Mandat laut der ersten Trendprognose nicht ausgehen dürfte, sei natürlich schade. "Man wünscht sich immer mehr Mandate", sagte er, acht Prozent seien aber ein sehr gutes Ergebnis.
Auch der Abgeordnete Gerald Loacker, der die versammelten Anhänger zuvor in einer kurzen Rede begrüßt hatte, betonte: "Wir dürfen stolz darauf sein, was wir geschafft haben."
Spitzenkandidatin Claudia Gamon und Parteichefin Beate Meinl-Reisinger werden erst gegen Abend in der NEOSphäre erwartet. Gamon wird ihre Medienaufritte im Medienzentrum im Haus der EU absolvieren.
Keine Emotionen bei Liste Jetzt
Johannes Voggenhuber und seine Initiative EUROPA Jetzt haben den Einzug ins EU-Parlament verpasst. In der Wahlkampfzentrale auf der Mariahilfer Straße nahm man das Ergebnis ohne große Emotionen zur Kenntnis.
Der Andrang in der Wahlkampfzentrale war gering, drei der insgesamt sieben Wahlkampfhelfer, darunter der Pressesprecher und der Wahlkampfleiter, und einige Journalisten verfolgten die Präsentation der Trendprognose. Voggenhuber selbst war nicht anwesend, er schaute sich die Trendprognose zuhause an.
Die Wahlkampfhelfer verfolgten sie am Computer und zeigten bei der Präsentation des Ergebnisses von EUROPA Jetzt keine Emotionen. Eine Feier wird es nicht geben, Lokal ist laut dem Pressesprecher keines gebucht.