Der Kreml dementiert eine Verwicklung in die Ereignisse rund um das "Ibiza-Video". Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, sagte am Montag gegenüber Journalisten: "Es ist eine Geschichte, die nichts mit uns zu tun hat und auch nichts mit uns zu tun haben kann".
Das Video zeigt, wie der inzwischen zurückgetretene Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache einer vermeintlichen russischen Oligarchin 2017 auf Ibiza öffentliche Aufträge in Aussicht stellte, wenn sie seiner Partei zum Wahlerfolg verhelfe.
Strache hat laut "Süddeutscher Zeitung" im Gespräch mit der vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen im Juli 2017 auch über seine Annäherung an Russland erzählt. Er sprach von oftmaligen Moskau-Besuchen und vielen russischen Freunden. "Das sind alles gute Typen, die haben ja Kohle ohne Ende, die kennen uns ja und die lieben uns", wurde er zitiert.
Strache brüstet sich mit Kontakten
Nach Darstellung der deutschen Zeitung hat die Wandlung der FPÖ an Russland bereits mit Straches Übernahme des FPÖ-Vorsitzes im Jahr 2005 begonnen. Damals, so wurden Aussagen im Video referiert, sei der persönliche Berater von Putin, Maksim Schewtschenko, zu ihm gekommen, später habe er einen Plan zur strategischen Zusammenarbeit entworfen. In Folge sei Putin bei seinem Wien-Besuch 2007 von Strache herzlich willkommen geheißen worden, habe der FPÖ-Chef 2008 Verständnis für den russischen Einmarsch in Georgien gezeigt und sei im selben Jahr als Oppositionsführer offiziell in Moskau empfangen worden, schrieb die "Süddeutsche".
Russen widersprechen
Der Journalist und nunmehrige linke Oppositionspolitiker Schewtschenko, der sich selbst als guten Bekannten Straches bezeichnete, widersprach am Montag in einem Telefonat mit der APA Teilen dieser Darstellung. Er habe Heinz-Christian Strache erst im August 2008 im Zusammenhang mit Gesprächen zur Situation in Georgien kennengelernt, sagte Schewtschenko. Als Vermittler sei damals der in Österreich lebende Georgier Lewan Pirweli aufgetreten, den er bereits zuvor gekannt habe. Auch sei er zu keinem Zeitpunkt ein "persönlicher Berater von Putin" gewesen, sondern habe in der Vergangenheit lediglich zivilgesellschaftlichen Beiräten angehört, die einmal im Jahr vom russischen Präsidenten angehört wurden.
Gesicht des Rechtspopulismus
Gegenüber der APA bedauerte Schewtschenko gleichzeitig den Rücktritt Straches und sprach von einem schweren Schlag für Straches Image, den die Veröffentlichung des Videos ausgelöst habe. An das absolute Ende der politischen Karriere seines Bekannten, den er zuletzt vor etwa drei Jahren getroffen habe, glaubte der Journalist nicht: "Ich denke, dass einige Zeit vergeht und es in der österreichischen Politik erneut Bedarf an Strache geben wird. Er war schließlich lange Zeit das Gesicht des Rechtspopulismus und wird es auch bleiben", erklärte er.
Schewtschenko betonte aber auch, dass er dem FPÖ-Politiker persönlich sehr dankbar sei. Strache habe etwa 2011 geholfen, dass sein in Libyen schwer verletzter Freund und Kriegsreporter Orchan Dschemal in einer österreichischen Klinik behandelt werden konnte. Der prominente russische Journalist Dschemal gesundete in Folge und wurde 2018 bei einer weiteren Mission in der Zentralafrikanischen Republik ermordet.