Erste Reaktionen auf die Rücktritt Heinz-Christian Straches: Die Opposition jubelt, die FPÖ ist geknickt. Die Kleine Zeitung befragte als Ersten hochrangigen FPÖ-Politiker Mario Kunasek - zur Stunde der Rücktrittserklärung tagte im Grazer Kongress der Landesparteitag der FPÖ. Für Kunasek ist Norbert Hofer ein guter Kandidat als Nachfolger von Heinz-Christian Strache, und er wünscht sich, dass die Koalition fortgesetzt wird.
Was geschehen sei, sei ein großer Fehler, aber er wolle nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Jetzt gelte es, den Neuanfang zu machen.
Für die SPÖ und die Liste Jetzt ist es mit den Rücktritten von Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus nicht getan. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda forderte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf, die Verantwortung für das Scheitern der Regierung zu übernehmen.
"Sebastian Kurz ist jetzt am Zug. Er muss den Österreicherinnen und Österreicher dieses Scheitern eingestehen und die volle Verantwortung für dieses Chaos übernehmen. Er hat Österreich in diese desaströse Situation gebracht und die Stabilität des Landes aufs Spiel gesetzt", sagte Drozda in einer Aussendung.
"Nicht Macho, sondern Mafia"
Der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer war der erste, der sich von der SPÖ zu Wort gemeldet hatte, und er legte am Samstag noch einmal nach: Der Vizekanzler habe auch den Kanzler massiv belastet. Die Justiz werde jetzt "bei raschen, hoffentlich unabhängige Ermittlungen" herausfinden, was tatsächlich geschehen sei. Dem Vizekanzler, der in Bezug auf sich selbst von unverzeihlichem Macho-Verhalten gesprochen hatte, widersprach Schickhofer: "Das ist kein Macho-Gehabe, das ist Mafia-Manier."
Die Österreicher seien aber selbst imstande, zu sehen, was hier geschehen sei. "Für Österreich ist das kein schöner Tag. Es ist eine Tragödie, die sich da abspielt,viele, die große Hoffnungen in die Regierung Kurz - Strache gesetzt hatten, sind jetzt vor den Kopf gestoßen." Ihm gehe es jetzt darum, den Wählern zu sagen: "Es gibt Alternativen in Österreich, die Möglichkeit, positiv, menschlich, weltoffen in die Zukunft zu gehen, schwarz-blau bzw. türkis-blau hinter sich zu lassen."
Neuwahlen auch im Burgenland?
Der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil sieht auch die rot-blaue Koalition im Burgenland "mehr als belastet". Am Montagvormittag soll der Koalitionsausschuss tagen, danach werde man die weiteren Schritte bekannt geben.
Die Bundespartei der SPÖ ließ sich lange Zeit, bis sich SPÖ-EU-Spitzenkandidat Andreas Schieder zu einer Neuwahl-Forderung hinreißen ließ. SPÖ-Chef Pamela Rendi-Wagner will erst nach der Äußerung des Bundeskanzlers Stellung nehmen.
Die Grünen in Wien und in Linz fordern als nächsten Schritt das rasche Ende der türkis-blauen Koalition. Die designierte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein in Wien erklärte: "Es handelt sich um ein nationales und internationales Debakel. Dafür trägt Bundeskanzler Sebastian Kurz, der die FPÖ trotz aller Warnungen in die Regierung und somit an die Macht und in öffentliche Positionen gebracht hat, die Verantwortung"
"Nur Spitze des Eisbergs"
Auch für die Neos ist der Skandal "nur die Spitze des Eisbergs". Einmal mehr erinnerte Beate Meinl-Reisinger bei dieser Gelegenheit daran, dass die ÖVP im Nationalratswahlkampf fast doppelt so viel Geld ausgegeben hat wie erlaubt. "Ich möchte wissen, wer hat das gezahlt?", so Meinl-Reisinger. Sie will von Kurz wissen, ob er ausschließen kann, dass das von Strache geschilderte verdeckte Spendensystem über gemeinnützige Vereine auch in der ÖVP zum Einsatz komme.
JETZT-Klubobmann Bruno Rossmann forderte Kurz auf, die Koalition zu beenden.