Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) weiht am Donnerstagnachmittag in Weißrussland ein Holocaust-Mahnmal für die im NS-Vernichtungslager Maly Trostenez getöteten österreichischen Juden ein. An der Vernichtungsstätte bei Minsk wurden zwischen 1942 und 1944 mehr als 10.000 Österreicher ermordet.
"Maly Trostenez gilt neben Auschwitz als jener Ort mit den meisten österreichischen Shoah-Opfern. Es ist mir daher sehr wichtig, dass wir nun gemeinsam mit Präsident Alexander Lukaschenko ein Mahnmal für die rund 10.000 in Maly Trostenez ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden eröffnen können. Damit setzt Österreich nach dem Gedenkjahr ein weiteres Zeichen, um seiner historischen Verantwortung für diese unfassbaren Gräueltaten nachzukommen", so Kurz im Vorfeld des Besuches laut einer Aussendung des Bundeskanzleramtes.
Lukaschenko und Steinmeier
Im vergangenen Juni war Bundespräsident Alexander Van der Bellen ebenfalls nach Maly Trostenez (weißrussisch: Maly Traszjanez) nahe Minsk gereist, um dort gemeinsam mit dem weißrussischen Präsidenten Lukaschenko und dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an der Eröffnung der dortigen Gedenkstätte teilzunehmen. Er legte dabei auch gemeinsam mit Lukaschenko symbolisch den Grundstein für das Österreicher-Mahnmal.
Wettbewerb
Der österreichische Verein IM-MER (Initiative Malvine - Maly Trostenez Erinnern) unter der Leitung von Waltraud Barton setzt sich seit Jahren für eine Gedenkstätte für die getöteten Österreicher an dem Erinnerungsort ein. Nachdem ein erster Denkmalentwurf aus dem Jahr 2013 zunächst nicht verwirklicht werden konnte, gelang es nun nach einem erneuten Wettbewerb, ein Mahnmal zu errichten. Das vom Staat Österreich finanzierte Werk des Architekten Daniel Sanwald heißt "Massiv der Namen".
Erste nationale Denkmal
Dabei handelt es sich nach Angaben des Bundeskanzleramtes um das erste nationale Denkmal in Maly Trostenez. Bei der Einweihung werden demnach unter anderem IM-MER-Obfrau Barton, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, Oberkantor Shmuel Barzilai und Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, anwesend sein.
Der Kanzler besucht zuvor das nahegelegene Wäldchen Blagowschtschina, wo der Großteil der österreichischen Opfer ermordet worden war, und bringt dort eine Gedenktafel an. Der Verein IM-MER hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche gelbe Gedenktafeln an den dortigen Bäumen befestigt, die die Namen der einzelnen Getöteten tragen.
Für den Abend ist in Minsk ein "Abend der Erinnerung" im Palast der Republik vorgesehen. Daran wird auch der weißrussische Ministerpräsident Sergej Rumas teilnehmen. Für den Freitag ist ein bilaterales Treffen von Kurz mit Lukaschenko geplant.