Im Bundesland Salzburg stellen heute die Bürger die kommunalpolitischen Weichen für die nächsten fünf Jahre: Bei den Bürgermeister- und Gemeindevertretungswahlen in den 119 Gemeinden sind über 434.000 Menschen wahlberechtigt. An der Dominanz der ÖVP in den Kommunen dürfte dabei nicht gerüttelt werden. Spannung verspricht die Wahl in der Landeshauptstadt - eine der wenigen SPÖ-Bastionen im Land.

Zum einen ist den Umfragen zufolge das Rennen um den Bürgermeister zwischen Amtsinhaber Harald Preuner (ÖVP) und seinem Vize Bernhard Auinger (SPÖ) offen, zum anderen geht es um die Frage, wie nahe eine mögliche rechts-konservative Mehrheit aus ÖVP und FPÖ der langjährigen De-facto-Koalition aus Rot und Grün kommen kann.

Landesweit haben sich 268 Kandidaten um die 119 Bürgermeister-Sessel beworben, wobei in 32 Gemeinden nur ein Bewerber auf dem Stimmzettel steht. Insgesamt rittern 397 Parteien, Namenslisten und Wählergemeinschaften um die 2.134 Mandate in den Gemeindevertretungen. Die Wahllokale schließen spätestens um 16.00 Uhr, nur eine Pongauer Gemeinde hält bis 17.00 Uhr offen.

Salzburg ist eine traditionell rote Stadt

Heute geht der erste Akt des schwarz-roten Duells um den Salzburger Bürgermeistersessel über die Bühne. SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger versucht, Harald Preuner (ÖVP) wieder von dem Thron zu stoßen, den er der SPÖ im Dezember 2017 abgenommen hat. Seither herrscht Gleichstand bei den Hauptstadt-Bürgermeistern: Es gibt vier schwarze, vier rote - und einen grünen in Innsbruck.

Salzburg war eigentlich die ganze Zweite Republik hindurch eine rote Stadt: Im Gemeinderat lag immer die SPÖ vorne. Nur Bürgermeister gab es schon schwarze: Den ersten noch von den Alliierten eingesetzten 1945/46 - und von 1992 bis 1999 Josef Dechant. Er wurde trotz roter Mehrheit (damals noch) vom Gemeinderat gewählt, weil nach der verheerenden Wahlniederlage einige SPÖ-Abtrünnige für ihn stimmten.

SPÖ-Debakel

Preuner profitierte ebenfalls von einem SPÖ-Debakel: Langzeit-Bürgermeister Heinz Schaden trat wegen seines Untreue-Prozesses zurück, und sein Nachfolger Auinger war bei der Neuwahl im Dezember 2017 noch mäßig bekannt. So setzte sich Preuner in der Stichwahl mit 294 Stimmen Vorsprung durch. Einen leichten Vorteil weisen dem Amtsinhaber auch die jetzigen Umfragen aus, die prinzipiell aber ein "Kopf an Kopf"-Rennen vorhersagen. So gut wie sicher ist, dass es zur Stichwahl kommt: Denn bei acht Kandidaten ist es sehr schwierig, schon im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent zu holen. So wird die endgültige Entscheidung erst am 24. März fallen.

Willi schlug Oppitz-Plörer

Machtwechsel wie in Salzburg in den Bürgermeister-Stuben der Landeshauptstädte gab es bei den letzten Wahlen nur zwei weitere. Einer war ziemlich spektakulär: Bei der Innsbruck-Wahl 2018 holten sich die Grünen ihren ersten Hauptstadt-Bürgermeisterposten. Georg Willi schlug die seit 2010 amtierende Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) in der Stichwahl.

Dank Kärnten gibt es aber immerhin noch eine Bürgermeisterin: Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ), die 2015 die Stichwahl gegen den FPÖ-Bürgermeister Christian Scheider gewann. Damit war die blaue Ära in der Kärntner Hauptstadt (nach sechs Jahren) wieder zu Ende. Davor hatte es (von 1973 bis 1997) zwei schwarze Bürgermeister gegeben - die längste Zeit in schwarz-blauer Koalition -, nachdem die ersten Jahrzehnte der Zweiten Republik die Roten das Sagen gehabt hatten.

Graz ist "bunt"

Ebenso "bunt" ist Graz, was die Bürgermeister betrifft. Dort gab es mehrere Wechsel: 1945 bis 1973 stellte die SPÖ die Bürgermeister, dann bis 1983 die FPÖ, gefolgt von einem kurzen (bis 1985) schwarzen Interregnum und dann der langen Amtszeit Alfred Stingls (SPÖ). Erst 2003 konnte sich die ÖVP mit Siegfried Nagl den Bürgermeistersessel zurückholen.

In Wien waren die (gewählten) Bürgermeister seit 1945 wie auch in St. Pölten und Linz durchgehend von der SPÖ, in Eisenstadt durchgehend von der ÖVP, in Innsbruck vor Willi immer von der ÖVP bzw. deren Abspalter "Für Innsbruck". Im prinzipiell schwarz regierten Bregenz konnten sich von 1970 bis 1990 SPÖ-Bürgermeister behaupten.

Die 18 Jahre Stingls in Graz waren bei weitem nicht die längste Amtszeit. Ein paar seiner Hauptstadt-Kollegen brachten es auf mehr als 20 Jahre: In Eisenstadt war Hans Tinhof 27 Jahre (1950 bis 1977) ÖVP-Stadtchef, in Innsbruck Alois Lugger (ÖVP) ebenfalls 27 Jahre (1956 bis 1983). Franz Dobusch (SPÖ) hielt sich in Linz 25 Jahre im Amt, Leopold Guggenberger (ÖVP/Klagenfurt) und Michael Häupl (SPÖ/Wien) brachten es auf 24 Jahre, in Bregenz kam Karl Tizian (ÖVP) zwischen 1950 und 1970 auf 20 Jahre und der jetzige Stadtchef Markus Linhart (ÖVP) ist nun schon seit 21 Jahren am Ruder - also der aktuelle Rekordhalter.

Gewählt wurden die Bürgermeister die längste Zeit von den Gemeinderäten. Mittlerweile ist das nur mehr in drei Bundesländern - und damit auch Landeshauptstädten - der Fall, in Niederösterreich, der Steiermark und Wien (wo ja der Bürgermeister gleichzeitig Landeshauptmann ist). Die sechs anderen Länder entschieden sich für die Direktwahl: Den Anfang machte 1991 Kärnten; nach der verfassungsrechtlichen Absicherung 1994 wurde die Wahl durch das Volk auch in Burgenland, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Tirol eingeführt