In der Karfreitags-Debatte kursiert nun ein weiterer Kompromissvorschlag - nämlich ein halber Feiertag für alle Arbeitnehmer. Der Arbeiterkammer wäre diese von der "Kronen Zeitung" am Montag kolportierte Variante aber zu wenig. Und auch der evangelische Bischof Michael Bünker gibt auf APA-Anfrage zu bedenken, dass Protestanten damit einen halben Feiertag verlieren würden.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am 22. Jänner entschieden, dass der Feiertag am Karfreitag allen Arbeitnehmern in Österreich zusteht. Die bisherige Regelung, wonach nur Protestanten, Altkatholiken und Methodisten am Freitag vor Ostern frei haben, wurde als diskriminierend aufgehoben. Die Regierung hat daraufhin eine Neuregelung angekündigt, die die Wirtschaft nicht belasten, aber niemandem etwas wegnehmen werde.
Als möglicher Kompromissvorschlag kursiert nun, dass der Karfreitag - er fällt heuer auf den 19. April - ein halber Feiertag werden könnte. Der evangelische Bischof Michael Bünker räumte auf APA-Anfrage zwar ein, dass diese Variante den Vorteil hätte, dass alle Seiten nachgeben würden. Er erinnert allerdings an die Ankündigung der Regierung, dass niemand etwas verlieren werde. "Das würde dann nicht mehr ganz stimmen", betont Bünker. Denn evangelische Christen hätten dann einen halben Feiertag weniger. Er geht davon aus, dass für die Wirtschaft wahrscheinlich auch ein ganzer Feiertag verkraftbar wäre.
AK: "Man nimmt den Menschen etwas weg"
Noch deutlicher ist die Absage der Arbeiterkammer. "Wir halten das für zu wenig", deponiert Direktor Christoph Klein: "Wenn man jetzt den halben Karfreitag hergibt, wo den Menschen nach dem Gerichtsurteil der ganze Karfreitag zusteht, nimmt man den Menschen etwas weg." Außerdem haben laut Klein etwa 40 Prozent der Arbeitnehmer in einer Umfrage angegeben, am Freitagnachmittag in der Regel ohnehin nicht zu arbeiten. Und zwar nicht nur Teilzeitmitarbeiter, sondern vor allem auch jene Arbeitnehmer, die von Montag bis Donnerstag neun Stunden arbeiten, am Freitag dafür aber nur vier ("Freitag-Frühschluss").
Sollten ÖVP und FPÖ den Karfreitag als Feiertag für alle Arbeitnehmer streichen wollen, drängt die Zeit jedenfalls. Der Nationalrat müsste die Gesetzesänderung spätestens am 27. oder 28. März beschließen. Andernfalls wäre der 19. April für alle frei. Für einen regulären Gesetzesbeschluss inklusive kurzer Begutachtung müsste die Koalition ihre Pläne daher in den nächsten Wochen bekanntgeben. Gespräche gibt es derzeit aber weder mit der AK noch mit der Kirche.
Aus der Regierung gab es dazu am Montagvormittag keine Stellungnahme. Auch die Wirtschaftskammer wollte sich nicht zum möglichen halben Feiertag äußern.