Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat es getan, der steirische Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) hat es getan und in Norwegen tun es männliche Politiker bereits seit Jahren – nach der Geburt des eigenen Kindes zuhause bleiben. Unter dem Begriff „Papamonat“ werden jene vier Wochen zusammengefasst, in denen Väter ihr Erwerbsleben gegen Zeit mit ihrem Neugeborenen eintauschen. Seit März 2017 winkt ihnen dabei auch eine finanzielle Unterstützung. Das von der Regierung als „Familienzeitbonus“ (FZB) bezeichnete Modell sieht vor, dass Väter, die 28 bis maximal 30 Tage zuhause bleiben, 22,60 Euro täglich und damit rund 700 Euro erhalten.

Aber: Im Gegensatz zur Elternkarenz, auf die ein Rechtsanspruch besteht und die damit vom Arbeitgeber nicht verweigert werden darf, sind Väter bei einem Papamonat vielfach auf die Kulanz des Arbeitgebers angewiesen. Nur Beamte und Angestellte mit entsprechender Regelung im Kollektivvertrag können sich sorglos vier Wochen lang verabschieden.

Geht es nach der FPÖ, soll sich das ändern. Gesundheitssprecherin Beate Hartinger-Klein war am Sonntag vorgeprescht und hatte einen Rechtsanspruch in der Privatwirtschaft angekündigt – „so rasch wie möglich“. Die ÖVP ruderte umgehend zurück, man wolle das nun „intern diskutieren“. SPÖ und Grüne fordern den Rechtsanspruch seit Jahren.

Forscher: Zeit "schwer nachholbar"

Dabei sind diese ersten Tage nach der Geburt eines Kindes entscheidend für die spätere Bindung, erklärt Harald Werneck vom Institut für angewandte Psychologie der Universität Wien. Und zwar für Kind und Eltern. „Einerseits lernt das Kind so bereits früh nicht nur die Mutter, sondern noch eine neue Personen kennen, was ein sozial wichtiger Schritt ist.“ Auch für die Vater-Kind-Bindung seien diese Tage nach der Geburt entscheidend „und nur schwer nachholbar“, erklärt der Psychologe.

Die Forschung zeige, dass Väter, die von der Geburt an involviert sind, auch im weiteren Leben des Kindes eine deutlich größere Rolle spielen. „Und drittens profitiert auch das Paar von einem Papamonat“, sagt Werneck. Für die Mutter sei es ein wichtiges Signal, wenn ihr der Partner in den ersten Wochen zur Seite steht. Einerseits werde die Familienwerdung intensiver und andererseits stärke es die Beziehung. „Die Trennungsforschung hat gezeigt: Wenn man Frauen nach dem ersten Gedanken an eine Trennung fragt, verorten diesen viele in den Tagen nach der Geburt, wo sie sich allein gelassen fühlten.“

Besonders hoch ist die Nachfrage nach dem Papamonat aktuell in Oberösterreich, gefolgt von Niederösterreich und Wien. Am wenigsten Nachfrage gibt es in Vorarlberg, Kärnten und dem Burgenland. Wer den Bonus in Anspruch nehmen will, muss sich zudem auf bürokratische Hürden einstellen, die unter anderem die Arbeiterkammer seit Jahren kritisiert.

"Österreich sollte sich das leisten"

Wer sich diese nicht antun will – und weder im öffentlichen Dienst arbeiten, noch eine entsprechende Regelung im Kollektivvertrag hat, kann beim Arbeitgeber um unbezahlten Urlaub ansuchen und damit eine Art Karenz vereinbaren. Geld gibt es dafür aber keines. Schade, meint Psychologe Werneck. „Ein reiches Land wie Österreich sollte sich so etwas leisten.“

Denn die Forschung zeige heute, dass Väter eine wichtige Rolle im Leben der Kinder spielen sollten. „Früher ging man davon aus, dass es das beste für das Kind sei, mit der Mutter nur eine Bezugsperson zu haben, bis es im Alter von drei Jahren in den Kindergarten kommt. Diese Annahme wurde empirisch eindeutig widerlegt.“ Dass Männer den Papamonat wahrnehmen oder in Karenz gehen, sei auch eine Generationenfrage. „Der Rechtsanspruch auf den Papamonat wird also sicher kommen. Wenn nicht jetzt, dann in ein paar Jahren.“ Doch der Experte warnt: „Die Entwicklung von Erziehung verläuft nicht linear. Es kann jederzeit zu einer Rückkehr zu alten Rollenverteilungen kommen – was ich nicht hoffe.“