Die Unternehmenssteuern sind zwar hoch, aber das viel größere Problem ist die hohe Differenz zwischen Arbeitskosten und Nettolöhnen“, sagt Franz Schellhorn, Ökonom und Leiter der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria. Der Thinktank hat eine Analyse zur Lage des Steuersystems und zu den Plänen der Regierung erstellt und kommt zu dem Schluss, dass vor allem die angedachte Senkung der Körperschaftssteuer (siehe Punkt 3 im Artikel re.) nicht die dringendste Maßnahme sei.
Stattdessen, findet die Agenda, sollte im Rahmen der Steuerreform die Abgabenlast auf Arbeit reduziert werden. Arbeit sei in Österreich für Unternehmen teuer, Arbeitnehmern bleibe aber relativ wenig davon, weil der Staat mit Steuern und Sozialabgaben viel wegnehme. Würde die Regierung das zustande bringen, wäre auch Unternehmen geholfen, die unter Fachkräftemangel leiden, heißt es in der Analyse der Ökonomen, die die Senkung zumindest der ersten Lohnsteuertarife empfehlen (was die Regierung erwägt).
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Abschaffung der kalten Progression: „Unerlässlich“, sagt Schellhorn, sei es, „bald mit den automatischen Steuererhöhungen Schluss zu machen, die von der letzten Steuerreform bis 2020 rund 3,6 Milliarden Euro Mehreinnahmen für den Finanzminister gebracht haben werden.“ Auch wäre es sinnvoll, Ausnahmen und Sonderregeln im Steuerrecht zu beseitigen und Lohnzettel verständlich zu machen.
Schellhorn appelliert auch an die Koalition, nicht nur die Staatseinnahmen zu reformieren, sondern auch die Ausgaben unter Kontrolle zu bringen: „Nachhaltig senken lässt sich die hohe Steuerbelastung nur, wenn das Ausgabenwachstum des Staates gebremst werden kann.