Knapp nach Mitternacht war es so weit. Zwei Steirerinnen traten am 1. Jänner um 0.05 Uhr in Velden vor den Standesbeamten und besiegelten den Bund der Ehe. Es war die erste Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare in Österreich, mit 1. Jänner sind homo- und heterosexuelle Paare auch bei Eheschließungen komplett gleichgestellt, im Gegenzug können sich erstmals auch Hetero-Paare verpartnern. Beides geht vor dem Standesamt über die Bühne, die Unterscheidung zwischen Standesamt und Bezirksbehörde ist schon längere Zeit Geschichte.

Die Liberalisierung der Ehe entsprach keineswegs dem Plan der Regierung, sondern wurde vom Verfassungsgerichtshof erzwungen, der eine unterschiedliche Behandlungen als diskriminierend eingestuft hat. Homosexuelle, die sich bereits verpartnert hatten, müssen ihren bisherigen Vertrag nicht auflösen. Bis zuletzt hatte das Innenministerium die Betroffenen im Unklaren gelassen.

Entgegen den Plänen der Regierung können Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig männlich oder weiblich ist, eine entsprechende Eintragung im Personenstandsregister und in Urkunden vornehmen lassen. Der neue alternative Geschlechtseintrag lautet „divers“. Die Feststellung, ob eine solche „Variante der Geschlechtsentwicklung“ (VdG) vorliegt, muss durch ein ärztliches Fachgutachten bestätigt werden. Das empört SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner und Selbstvertretungsorganisationen, die von einem „pathologisierten und retraumatisierenden Akt“ sprechen.

"Frohes neues JA"

Mit einem "Frohes neues JA" hat die Sozialdemokratische Homosexuellenorganisation (SoHo) am Mittwoch auf die gesetzlich nun mögliche "Ehe für alle" angestoßen. SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Lindner sprach dabei von einem historischen Tag, sah für die Community aber noch "viel zu tun". Indes wurde bereits am 1. Jänner kurz nach Mitternacht die erste Ehe zweier Frauen geschlossen.

Mit überdimensionierten Eheringen aus Styropor als Deko, Sachertorte und Sekt wurden die "Ehe für alle" sowie die Eingetragene Partnerschaft für Heteros am Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt gefeiert. Lindner erklärte bei der Aktion, dass Homosexuelle in der Arbeitswelt bereits gut gegen Diskriminierung abgesichert seien, es brauche aber noch den Schutz vor Diskriminierung im Privatleben. Auch drängte er darauf, dass die Forderungen des Frauenvolksbegehrens umgesetzt werden. Kritik übte Lindner außerdem daran, dass die Betroffenen bei der Umsetzung des dritten Geschlechtseintrags nicht eingebunden gewesen seien.

Die erste Ehe eines homosexuellen Paares wurde bereits am Neujahrstag kurz nach Mitternacht in Kärnten besiegelt. Im Casino Velden haben sich die beiden Steirerinnen Nicole Kopaunik und Daniela Paier das Ja-Wort gegeben, ließen sie via Aussendung wissen.