Die Sprache des Mitgefühls "brauchen wir nicht zu lernen", sagte Schönborn. "Die können wir; sie ist uns angeboren. Beobachten Sie eine Mutter, wie sie ihr Kind anschaut: Das ist die Sprache des Herzens. Das ist die Sprache des Mitgefühls. Die Frage ist: Wird diese Weltmuttersprache in unserem Land weiter gesprochen werden? Denn man kann sie verlernen. Wenn ich etwa denke, wie die Hasspostings in unserem Land zunehmen, dann macht mir das Sorge. Wenn ich sehe, dass Menschen, die Mindestsicherung brauchen, in den Verdacht des Sozialschmarotzertums geraten, dann macht mir das Sorge. Dennoch bin ich zuversichtlich: In unserem Land ist der Grundwasserspiegel des Mitgefühls nicht abgesunken."
Es gebe so viele gute Initiativen in der Zivilgesellschaft, in der Kirche, in den Pfarrgemeinden. "So viele Menschen nehmen sich Zeit für andere, um für sie da zu sein, um ihr Mitgefühl zu leben. Solange diese Weltmuttersprache bei uns eine vertraute Sprache ist, bin ich zuversichtlich. Aber wir müssen das Unsere dazu beitragen", so der Kardinal. Er sei jedenfalls zuversichtlich, dass "in unserem Land das Miteinander, das Mitgefühl, das Füreinander stärker sein wird als alle Versuchungen von Hass, gesellschaftlicher Spaltung und Gegeneinander".