Auf den Vergleichswert kommt es an. So lässt sich Österreichs Klimabilanz durchaus in positivem Licht darstellen: Seit 2005 sind die nationalen Treibhausgasemissionen um immerhin 14 Prozent oder 13 Millionen Tonnen gesunken. Ein Fortschritt, für dessen Einordnung man aber wissen muss, dass Österreich nie so viel Kohlendioxid ausgestoßen hat wie in diesem gewählten Vergleichsjahr.

Verfolgt man die Aufzeichnungen des Umweltbundesamts etwas weiter zurück in die Vergangenheit, verliert das anfangs gezeichnete Bild rasant an Glanz. Anders als in Ländern wie Dänemark oder Schweden liegt Österreich mit seinen Emissionen immer noch höher als im Jahr 1990. Zuletzt stieß das Land um 1,2 Prozent mehr CO2 aus als damals, obwohl es nach den Kyoto-Vereinbarungen bereits 2012 um 13 Prozent weniger hätte sein sollen. Zu allem Überfluss hat sich in den vergangenen drei Jahren auch der vorangegangene Abwärtstrend bei den Emissionen wieder umgekehrt. Der CO2-Ausstoß in Österreich steigt wieder. Das Erreichen der ohnedies moderaten Klimaziele für 2020, zu denen sich Österreich als EU-Mitglied verpflichtet hat, wackelt.

Mehr als 90 Prozent Fossilenergie

Dass das so ist, liegt weniger an Faktoren wie Wohnen oder Stromproduktion, wo Österreich trotz Teil-Versäumnissen auch Erfolge verbuchen kann. So sind die Gebäude durch Sanierungen in den vergangenen zehn Jahren effizienter und sauberer geworden. Der Anteil an erneuerbarer Energie bei der Stromgewinnung liegt (vor allem dank der Wasserkraft) bei respektablen 72 Prozent und wird weiter ausgebaut. Doch die größten Sorgen bereitet Österreich der Riesenbrocken Verkehr, der trotz Elektroautos und Eisenbahn immer noch zu mehr als 90 Prozent am Tropf der Fossilenergie hängt.

Fast jede zweite Tonne CO2, die Österreich (außerhalb des europäischen Emissionsrechtehandels, dem etwa die Industrie unterliegt) in die Atmosphäre schickt, stammt aus den Auspuffen von Autos, Lkw und anderen Kraftfahrzeugen. Und: Seit 2012 hat sich der davor langsam sinkende Trend der Verkehrsemissionen „eindeutig umgekehrt“, wie das Umweltbundesamt im aktuellen Klimaschutzbericht festhält. Die Folge: Seit 1990 sind die verkehrsbedingten Emissionen um 60 Prozent explodiert.

Technik ist nur die halbe Miete

Dass die Autos technologisch effizienter und sauberer werden, bietet kaum Abhilfe. Denn die Pkw werden immer zahlreicher – und sie werden größer, schwerer und stärker, was den technologischen Fortschritt wieder aufwiegt. Mittlerweile ist jeder dritte in Österreich angemeldete Pkw ein verbrauchsstarker SUV oder Geländewagen, wiederum 70 Prozent davon sind laut Verkehrsclub Österreich Firmenwagen, die hierzulande steuerbegünstigt sind. Vorschläge, hier steuernd einzugreifen, lehnt Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) ebenso ab wie Änderungen an der Spritbesteuerung oder EU-Pläne nach einer streckenabhängigen Bemautung.

Österreichs erst heuer verabschiedete Klimastrategie formuliert indes das Ziel, den CO2-Ausstoß des Verkehrs bis 2030 um 36 Prozent zu drücken. Dass dieses Vorhaben unter den derzeitigen Bedingungen gelingen kann, scheinen allerdings nicht einmal die Experten der Wiener Ministerien so recht zu glauben. Ein in der Vorwoche durchgesickertes Papier aus dem nationalen Klimaschutzkomitee spricht von dringendem Handlungsbedarf im Verkehrssektor. Ansonsten drohe Österreich sein 2030-Klimaziel allein beim Verkehr um 4,8 bis 6,2 Tonnen CO2 zu überschreiten. Kosten für Zertifikatskäufe „im mittleren einstelligen Milliardenbereich“ wären laut den Experten die Folge. Eine Konsequenz, die Österreich bereits von seinem Scheitern an den Kyoto-Zielen kennt.

Hinter den Kulissen arbeitet die Regierung an Österreichs offiziellem Energie- und Klimaplan, der vorzeichnen soll, wie das Land seine Ziele für 2030 zu erreichen gedenkt. Bis Jahresende muss das Papier in Brüssel vorgelegt werden.