Einen Tag vor der Wahl zur SPÖ-Bundesparteivorsitzenden in Wels hat Pamela Rendi-Wagner am Freitag ebendort den Bundesfrauenkongress eröffnet. Sie forderte die Frauen auf, gegen die türkis-blaue Regierung aufzustehen, die "Stück für Stück sicher geglaubte Errungenschaften zurückdrängt". Die Generalprobe für ihren Auftritt an der Parteispitze bedachten die Parteifreundinnen mit Standing Ovations.
Auch die Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek, die sich in Wels zum fünften Mal der Wahl stellte, mahnte in ihrem Referat gleich zu Beginn starke Frauen "in Zeiten wie diesen" ein, in denen die Regierung "den sozialen Frieden" gefährde und "gegen die Verfassung" verstoße. Aber auch vor der eigenen Tür kehrte sie aus aktuellem Anlass der verbalen Entgleisung des designierten roten Tiroler Landeschefs Georg Dornauer. "Sexismen und sexuelle Belästigung haben weder außerhalb noch innerhalb unserer Partei etwas zu suchen. Dazu stehen wir!", richtete sie nach Innsbruck aus.
Mehr Beteiligung, mehr Feminismus
Anschließend erläuterte sie die frauenpolitischen Forderungen, die in den Leitantrag der Bundesfrauenkonferenz "Mehr Beteiligung. Mehr Bewegung. Mehr Feminismus" eingeflossen sind: Arbeitszeit verkürzen statt verlängern und daher Nein zum 12-Stunden-Tag. Auch sollen die Überstunden von Teilzeitbeschäftigten genauso angerechnet werden wie die von Vollzeitbeschäftigten. "Jede Überstunde muss gleich viel wert sein - auch die Teilzeitüberstunde", so Heinisch-Hosek.
Bei der Pensionsberechnung müsse man weg von den reinen Arbeitsjahren und hin zu den Versicherungsjahren. So soll die 1.200 Euro Mindestpension dann ausgezahlt werden, wenn die Ersatzzeiten als Beitragszeiten eingerechnet werden, "nämlich auch die Kinderbetreuungszeiten", betonte sie weiters.
Gegen türkis-blau
Gerade bei einer "rückwärtsgerichteten" türkis-blauen Regierung erneuerten die SPÖ-Frauen die Forderung nach dem Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, denn nach der Karenzzeit arbeite etwa fast eine Million Frauen Teilzeit, was nicht jede freiwillig mache, hielt die Vorsitzende fest.
Schon vor deren Rede hatte auch Rendi-Wagner die Bedeutung einer starken Frauenbewegung unterstrichen. Nach 130 Jahren Parteigeschichte steht jetzt erstmals eine Frau an der Spitze der SPÖ. "Frauen sind nicht nur Motor des Fortschritts, sie wollen auch am Steuer sitzen", stellte Rendi-Wagner fest.
Im Anschluss an die Grußworte und das Referat folgte die Diskussion des Leitantrags, bevor am frühen Abend dann die Wahl der Bundesfrauenvorsitzenden anstand. Seit 2009, nach dem Tod von Barbara Prammer, hatte Heinisch-Hosek die Leitung der Bundesfrauen übernommen. Bei ihrer vierten Wahl 2016 erhielt sie nur mehr 73,68 Prozent der Stimmen. "Meine Erwartungen möchte ich nicht allzu hoch schrauben. Ich erwarte mir aber mehr als bei der letzten Wahl", meint sie in Wels. In den nächsten zwei Jahren wolle sie dann einen Generationenwechsel erreichen. Gelinge dies, werde sie wohl 2020 nicht mehr für die Position als Bundesfrauenvorsitzende kandidieren.