"Eine Fusion kostet zu Beginn immer Geld, und großer Zeitdruck kostet noch mehr Geld." Das war laut Manfred Anderle, Obmann der PVA, die Erfahrung der Zusammenlegung der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter und Angestellten.
Die Pensionsversicherungen der Arbeiter und Angestellten wurden 2003 unter der damaligen schwarz-blauen Regierung zur Pensionsversicherungsanstalt (PVA) fusioniert. Die Zusammenlegung hat laut Rechnungshof hochgerechnet Fusionskosten von rund 200 Millionen Euro verursacht. Für die Zusammenführung gab es damals kein strategisches Fusionsziel, und es waren keine Geldmittel für die Fusion budgetiert. Der vorgegebene Zeitdruck zur Durchführung der Fusion innerhalb eines Jahres führte zu einer Reihe von Planungs- und Durchführungsfehlern und laut Rechnungshof zu vermeidbaren Aufwendungen von rund 23 Millionen Euro.
PVA-Obmann Anderle nennt niedrigere Fusionskosten für die Zusammenlegung. "Von damals bis heute kommt man in etwa auf 120,5 Millionen Euro. Die Zahlen des Rechnungshofs können wir nicht ganz nachvollziehen." Zeitdruck sei jedenfalls ein schlechter Ratgeber. Wenn man unterschiedliche Arbeits- und Führungsstrukturen zusammenbringen will, dann braucht das Zeit, für die unmittelbar Betroffenen und für die Versicherten. Das werde auch bei der anstehenden Zusammenlegung der Krankenkassen nicht anders sein. "Dort haben wir neun unterschiedliche Kulturen, auch wenn das Produkt das gleiche ist."
Verbesserungen für Versicherte
Bei der Fusion der Pensionsversicherungsanstalten fielen damals etwa hohe Kosten für einen Sozialplan oder für den Aufbau zusätzlicher Landesstellen an. Von letzterem hätten die Versicherten mit einem besseren Service profitiert. "Wir sind näher zum Versicherten gekommen. Es gibt nun in jedem Bundesland einen Ansprechpartner, der in Fragen der Pension oder des Pflegegeldes für die Versicherten da ist.", so Anderle. Darüber hinaus habe man das Rehabilitationsangebot wesentlich verbessern können.
Neue Aufgaben
Dass die Steigerung des Verwaltungs- und Verrechnungsaufwandes der PVA seit der Fusion deutlich über jener der anderen Sozialversicherungsträger liegt, habe laut Anderle vor allem mit zusätzlich übernommenen Aufgaben zu tun. Der PVA-Obmann nannte etwa die EU-Erweiterung mit mehr Versicherten und mehr bürokratischem Aufwand oder die Umstellung auf das Pensionskonto.
Die Rechnung, wonach die PVA eigentlich mehr als eine Milliarde hätte sparen müssen, wenn die Verwaltungskosten von 2001 bis 2017 so gestiegen wären wie jene aller anderen Versicherungsträger, lässt Anderle so nicht gelten und hält dem PVA-interne Zahlen entgegen.
Keine automatischen Spareffekte
Der Verwaltungsaufwand der PVA betrug demnach 2017 0,86 Prozent des Gesamtbudgets von der Rehabilitation bis zu den Pensionsauszahlungen. Vor der Fusion lag der Verwaltungsaufwand bei 1,09 Prozent. Von 2001 bis 2016 seien die Kosten pro Klient um 10,3 Prozent zurückgegangen. Dafür sei zwar weniger die Fusion als vielmehr der elektronische Akt verantwortlich, so Anderle. Falsch sei aber die Annahme, dass eine Fusion in jedem Fall viel Geld bringt.
Die PVA hat unter den Sozialversicherungsträgern den größten Anteil an Verwaltungsaufwand. 2017 waren es 480 Millionen Euro. Die neun Gebietskrankenkassen kamen auf rund 294 Millionen. Die Verwaltungsaufwendungen für alle Sozialversicherungsträger zusammen lagen bei 1,23 Milliarden.