Es wurden Interviews mit Exekutivbeamten in den Wiener Bezirken Favoriten, Simmering, Ottakring, Rudolfsheim-Fünfhaus, Brigittenau und Leopoldstadt geführt. Die wenig überraschende Erkenntnis laut Bericht der Rechercheplattform "Addendum": Vor allem türkische Migranten seien aufgrund ihrer Anzahl in diesen Vierteln auf dem Weg, sich in abgeschlossene „Communitys zu segregieren“. Eine ähnliche Tendenz werde auch bei serbisch-, tschetschenisch- und afghanischstämmigen Migranten beobachtet.
Familien, die sich weigerten, Deutsch zu lernen, könnten nur in Geschäften einkaufen und zu Ärzten gehen, die türkisch sprechen. Der Bericht spricht von "Integrationsfallen" für die in diesen Communitys lebenden Menschen.
Streit um Parks
Auch die zweite "Baustelle", die im Bericht erläutert wird, ist nicht neu: Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern verschiedener Ethnien würden sich, den befragten Exekutivbeamten zufolge, in diesen Stadtvierteln schnell zu gewalttätigen Konflikten zwischen größeren Gruppen ausweiten. Öffentliche Plätze wie Parks würden von bestimmten Gruppen regelrecht als "ihr" Territorium verteidigt.
Familienehre contra Rechtssystem
Als problematisch bewerten die befragten Richter und Exekutivbeamten auch die vorherrschenden traditionellen Ehrvorstellungen, berichtet "Addendum". Denn die Haltung, dass familiäre Angelegenheiten den Staat und die Mehrheitsgesellschaft nichts anzugehen hätten, gehe oft mit einer gewissen Ablehnung des geltenden staatlichen Rechtssystems einher, da dieses, so die Meinung, der Durchsetzung der Familienehre im Weg stehe.
Parallelgesellschaftliche Entwicklungen zeigen sich laut Studienautoren am deutlichsten an Schulen mit einem hohen Anteil an muslimischen Schülern. Die Autoren warnen, dass diesen Kindern oftmals in ihrem familiären Umfeld Werte und Einstellungen vermittelt würden, die unserer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft diametral entgegenstehen.
Tendenz zu Abschottung
„Je mehr muslimische Schüler an einer Schule sind, umso deutlicher zeigen sich Tendenzen kultureller Abschottung, Widerstände gegen bestimmte Unterrichtsinhalte und Versuche identitär islamischer Peergroups, Schülerinnen und Schüler mit muslimischem Familienhintergrund zu einem ‚islamkonformen‘ Lebensstil zu nötigen“, bilanzieren die Autoren.
Alle für den Bericht konsultierten Lehrkräfte beobachten eine spürbare Zunahme von Schülerinnen mit Kopftuch. Eine AHS-Lehrkraft führt diese Entwicklung auch auf den türkischen Nationalismus zurück und spricht von einer „politischen Missionierung“.
Die befragten Wiener Lehrkräfte berichten auch, dass sie allgemein eine „Verhärtung islamischer Regeln“ wahrnehmen, die sich besonders drastisch im Ramadan zeige, und die mit einer Abwertung derjenigen Schüler einhergehe, die den Fastenmonat nicht einhalten.
Schwimmen verweigert
Die Autoren bemängeln zudem, dass Lehrinhalte in der Schule immer öfter unter „fundamentalistisch islamischen Einstellungen“ leiden. Als besonderes Problemfeld nennen befragte Lehrkräfte den Schwimmunterricht. Dieser finde an vielen Schulen kaum noch statt. Um die Schulpflicht beim Schwimmunterricht manchmal durchzusetzen, würden einige Lehrer den Eltern androhen, ihr Kind das Jahr wiederholen zu lassen, wohlwissend, dass sie sich mit solchen Methoden am Rande des gesetzlich Erlaubten bewegen.
Eine AHS-Lehrkraft berichtet von religiös begründeten Verweigerungshaltungen ihrer Schülerinnen und Schüler, wenn es um Nacktdarstellungen im Lehrbuch und um das Zeichnen des menschlichen Körpers geht.
Wie nach Gehirnwäsche
Die Zeit am Wochenende in den Gebetshäusern wird an mehreren Stellen im Bericht als hinderlich für die Integration der Schüler beschrieben. „Nach dem Wochenende haben wir oft den Eindruck, dass die Kinder wie nach einer Gehirnwäsche wieder in der Schule sitzen“, sagt eine Lehrerin.
In drei der befragten Schulen soll es zu Problemen mit den islamischen Religionslehrern gekommen sein. Eine AHS-Lehrerin beschwerte sich über die mangelhaften Deutschkenntnisse eines Religionslehrers, eine NMS-Lehrkraft berichtete, dass der islamische Religionslehrer versuchte, die Schüler davon zu überzeugen, dass die Evolutionstheorie falsch sei.
Antisemitismus wächst
Sorgen bereiten den befragten Lehrkräften auch die antisemitischen Einstellungen einiger muslimischer Schüler. In einigen Klassen sei es kaum noch möglich, über das Thema Nationalsozialismus zu sprechen, ohne dass es zu heftigen Störungen, Boykotten und antisemitischen Ausbrüchen komme. Viele Schüler könnten kaum noch zwischen einem religiösen Dogma und gesicherten Fakten unterscheiden.