Thomas Drozda wird neuer Bundesgeschäftsführer der SPÖ. Der großbürgerliche ehemalige Kulturmanager, der von Christian Kern zurück in die Politik geholt wurde, soll als getreuer Gefolgsmann die neue Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner durch die Fallen des politischen Alltags begleiten.
Auffällig ist, dass die SPÖ nun auf beiden Spitzenpositionen nicht unbedingt Signale in Richtung ehemaliger Kernwählerschaft aussendet. Sowohl Rendi-Wagner als auch Drozda gehen kaum als Arbeiterführer durch, vielmehr repräsentieren sie fraglos den Typus des eher elitären Bildungsbürgers.
Immerhin, politische Erfahrung hat sich der stets gelassen wirkende Drozda schon in frühen Jahren geholt. Jung leitete der verheiratete Oberösterreicher einen Verlag der Sozialistischen Jugend, jobbte bei der Nationalbank und diente ab 1993 als wirtschafts- und kulturpolitischer Berater der SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky und Viktor Klima, bevor der studierte Betriebs- und Volkswirt 1998 für ein Jahrzehnt als kaufmännischer Geschäftsführer ins Burgtheater wechselte. Danach oblag ihm die Führung der Vereinigten Bühnen und damit jene über Theater an der Wien und Ronacher.
Der SPÖ blieb Drozda verbunden. Mehrere Jahre vertrat er die Sozialdemokraten im ORF-Stiftungsrat.
Dass Christian Kern bei seiner Machtübernahme in der SPÖ gerade ihn zurück in die Politik holte, war dann aber doch überraschend. Denn Drozda hatte eigentlich angegeben, sich noch einmal um die Leitung der Vereinigten Bühnen bemühen zu wollen. Doch offenbar war die Leitung des Kanzleramtsministeriums und damit verbunden die Koordinierung der rot-schwarzen Regierungsarbeit dann doch reizvoll genug für einen Tapetenwechsel - umso mehr als Drozda auch die Kulturagenden bekam und da auch die ein oder andere aufsehenerregende Personalie setzte, etwa bei der Neubesetzung des Kunsthistorischen Museums, bei der Direktorin Sabine Haag leer ausging und Eike Schmidt zum Zug kam, bei der Staatsoper, wo Bogdan Roscic Direktor Dominique Meyer ersetzte oder im Burgtheater, das künftig von Martin Kusej geleitet wird.
Ruhepol im SPÖ-Team
So mühselig der Alltag in der Großen Koalition auch war, verlor Drozda nie die Nerven und war eine Art Ruhepol im roten Regierungsteil. Dass das ein oder andere etwas unkoordiniert wirkte, lastete man nicht erst heute eher dem Kanzler als dem Kanzleramtsminister an. In dieser Zeit wurde auch das Verhältnis von Drozda und Rendi-Wagner fast schon familiär eng, denn ihr Ehemann, der Diplomat Michael Rendi, war Kabinettschef Drozdas.
Die enge Beziehung blieb bestehen, auch als die beiden türkis-blau bedingt ihre Regierungsämter räumen mussten. Viele überraschte, dass Rendi-Wagner und Drozda nicht der Politik den Rücken kehrten, Optionen hätte es für beide wohl ausreichend gegeben. Damit war aber auch klar, dass sie in der SPÖ noch nach höherem strebten. Diese häufig gehörte Prognose bewahrheitet sich mit Drozdas Bestellung nun endgültig. Allzu leicht wird er es wohl nicht haben. Denn nicht wenige zweifeln, ob das Duo auch die nötige Breite in der Wählerschaft erreichen kann.
Drozda fehlt die tiefe Verwurzelung in Richtung Länderparteien und Gewerkschaft. Der Umstand, dass er der Basis von Rendi-Wagner "vor die Nase" gesetzt wurde, könnte dazu führen, dass ihn diese eher gewähren lässt als aktiv unterstützt.