Die Klärung der Eurofighter-Frage sei eines seiner dringlichsten Angelegenheiten, betonte Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) bei seinem Amtsamtritt im Dezember mehrmals. Tatsächlich schickte er kurz darauf eine Evaluierungskommission an den Start, die ihm eine Entscheidungsgrundlage für die Zukunft der Luftraumüberwachung liefern sollte. Seit Ende der Vorwoche liegt nun der Bericht auf dem Schreibtisch des Ministers, doch von einer baldigen Entscheidung für oder gegen den Eurofighter ist derzeit keine Rede. Diese will Kunasek erst gegen Jahresende fällen.
„Das ist ja keine Sache, die der Minister alleine entscheiden kann“, heißt es aus Kunaseks Büro. Man müsse die gesamte Regierung und auch Experten noch damit befassen. Denn dem Vernehmen nach gibt der Bericht der Evaluierungskommission keine klare Empfehlung ab, sondern listet nur die Möglichkeiten auf. Gegenüber der von Vorgänger Hans Peter Doskozil (SPÖ) eingerichteten und von Airchief Karl Gruber geleiteten Kommission sollen aber die Berechnungen viel genauer sein und inzwischen erneuerte Angebote von Flugzeugherstellern und -betreibern beiinhalten. Doskozil hatte sich im Vorjahr für den Ausstieg aus dem System Eurofighter entschieden. Österreich sollte in einem Geschäft von Regierung zu Regierung auf eine komplett neue Flotte umsteigen. Als Favorit galt der Saab Gripen.
Diese Variante scheint derzeit aber so gut wie ausgeschlossen. Österreich wird seine 15 Eurofighter behalten, allein schon deshalb, weil sie abbezahlt sind und sich ein Umstieg auf einen anderen Abfangjäger in der Größenordnung von 2 Milliarden Euro bewegt. Der in der internationalen Militärluftfahrtszene bestens vernetzte Fachjournalist Georg Mader („Jane's Defence“) erachtete den Weiterbetrieb des Eurofighter trotz zu erwartender steigenden Betriebskosten immer schon als die sinnvollste Lösung. Das Betreiben einer zweite Flotte aus mindestens zehn Jet-Trainern als Ersatz für die Saab 105 sei in diesem Fall aber fast unausweichlich. Vor allem dann, wenn die aktive Luftraumüberwachung künftig auch in der Nacht aufrecht erhalten werden soll. „Für die Einsatzbereitschaft bräuchten wir dann doppelt so viel Piloten wie jetzt“, schätzt Mader.
Mit einem modernen Jet-Trainer könnte nicht nur die Ausbildung der Piloten im Inland und somit günstiger abgewickelt werden, er würde auch seinen Beitrag zur Luftraumüberwachung leisten.
Modelle zur Kostensenkung
Wie aber weiter mit Eurofighter fliegen, ohne dass die Kosten weiter explodieren? Modelle zur Kostensenkung (die auch Angebote für Jet-Trainer enthalten) liegen schon länger aus Großbritannien und Italien auf dem Tisch. Auch die britische Royal Air Force beabsichtigt, den Großteil ihrer 53 Eurofighter der Tranche 1 noch bis 2035 in der Luft zu halten, Österreich könnte an diesem Programm andocken. Die fehlende Nachtsichtfähigkeit des heimischen „Typhoons“ lasse sich mit einem im Pilotenhelm integrierten System technisch relativ einfach herstellen, so Fachjournalist Mader. Schwieriger sei da schon der Einbau eines für den Luftkampf notwendigen Selbstschutz-Systems. „Wir haben aber kaum elektronische Bedrohungsbibliotheken aufgebaut“, erklärt Mader. Die bekomme man auch nur, wenn man mit den Kampffliegern Einsätze in echten Krisengebiete hat.