Es habe eine einhellige Entscheidung gegeben, sagte Bruno Rossmann vor der Presse: Er und Wolfgang Zinggl übernehmen nun die Chefpositionen der Liste Pilz. Rossmann soll als Klubchef die Partei nach außen vertreten, Zinggl als geschäftsführender Klubobmann die innere Organisation leiten. Auf die Frage, ob sie nun beide ein entsprechendes Gehalt beziehen würden, wichen sie aus: "Es ist eine deutliche Mehrarbeit, aber das haben wir noch nicht besprochen."
Der bisherige Klubobmann Peter Kolba legt sein Amt mit Monatswechsel zurück, er wird aber weiter im Klub tätig sein und sich um Konsumentenschutz kümmern. Kolba war interimistisch für Listengründer Peter Pilz eingesprungen, für den eine Rückkehr nach Einstellungen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aber immer noch offen ist. Es gebe, sagte Zinggl, nur eine einzige Möglichkeit: die Steirerin Martha Bißmann, die anstelle von Pilz nachgerückt war, müsse den Platz wieder freimachen. Zinggl: "Wir sind wenig erfreut über ihr Verhalten, suchen das Gespräch mit ihr." Man habe allerdings seit Tagen nichts gesehen und gehört von Bißmann. Man wolle ihr etwas anbieten, allerdings sei die Vertrauensbasis gestört.
>>>Kommentar: Masern, Scharlach, Mumps
Neuer Name noch vor dem Sommer
Peter Pilz habe auch im Falle seiner Rückkehr keinen Anspruch auf den Chefposten erhoben, die "Liste Pilz" soll demnach noch vor dem Sommer einen neuen Namen erhalten. Die beiden Chefs sehen als eine ihrer Hauptaufgaben, die Partei wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Zinggl: "Ich entschuldige mich bei den Sympathisanten, die einen geschmeidigeren Einstieg erwartet hätten. Die Gründung eines neuen Klubs ist immer mit Kinderkrankheiten verbunden, bei uns war alles gleichzeitig - Mumps, Scharlach, Masern."
Das Männerduo an der Spitze sieht sich als Platzhalter für Frauen. Es sei, so Rossmann, fix, dass die Liste mit "zwei jungen Frauen an der Spitze" in die nächsten Wahlen gehen werde.
Bißmann will Mandat behalten
Martha Bißmann will jedenfalls weiterhin Abgeordnete der Liste Pilz bleiben. Sie sei mit Listengründer Peter Pilz laufend in Kontakt und werde auch mit den Klubkollegen das Gespräch suchen. Ab Montag werde sie sich weiterhin konstruktiv in die Klubarbeit einbringen, erklärte Bißmann nach der Pressekonferenz gegenüber der APA.
Rossmann und Zinggl neue Klubspitze der Liste Pilz
Den Vorwurf, nicht gewählt worden zu sein und auf einem von Pilz geliehenen Mandat zu sitzen, wies sie zurück. Peter Pilz habe auch auf der Bundesliste auf Platz eins kandidiert, nicht nur auf der steirischen Liste, er könne also auch über diese zurückkehren. Wer für ihn den Nationalrat verlassen sollte, sagte Bißmann nicht. Sie betonte aber, dass der Klub über vier junge Frauen verfüge, die Visionen hätten. Die älteren Männer in der Fraktion hingegen würden in Pension gehen und nicht mehr bei der nächsten Wahl antreten.
"Ich stehe dazu, ich bleibe dabei", betont Bißmann, Abgeordnete zu bleiben. Es habe auch keinen Deal mit dem Listengründer gegeben, dass sie bei seiner Rückkehr auf das Mandat verzichten müsse. Bißmann zeigte sich überzeugt, dass nach den jüngsten Querelen die Gräben zugeschüttet werden können: "Unbedingt, auf jeden Fall." Das sei die Politik, man müsse vernünftig sein und die Verantwortung gegenüber den Wählern wahrnehmen, so die Mandatarin. Dass Pilz zurückkehrt, hofft sie sehr.