Österreich hat einen neuen Nationalratspräsidenten. Von lediglich 106 von 183 Abgeordneten gewählt, ist der ehemalige Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) nun "Chef" im Parlament. Er folgt damit Elisabeth Köstinger nach, die nach nur 38 Tagen im Amt wieder ausscheidet und Landwirtschaftsministerin wird.
Dass mehr als ein Drittel nicht für ihn gestimmt haben, führte er in der "Zib 2" am Donnerstag Abend auf "politisch interessante Zeiten" zurück. Das Ergebnis wolle er dennoch "gerne respektieren". Dass sein Vor-Vorgänger Karlheinz Kopf (ÖVP) - ebenso wie bei Köstingers Wahl - zahlreiche Stimmen erhalten hat, ohne wieder zur Wahl antreten zu dürfen, störe Sobotka nicht. Er respektiere Kopf, es gebe in der Politik eben "immer wieder Rochaden".
"Entscheidung des Bundeskanzlers"
Das Amt selbst sehe Sobotka als "große Ehre", es verlange aber auch "etwas ganz anderes von der Person Sobotka" als sein Minister-Posten. Dass Köstinger nur 38 Tage in diesem ehrenvoll Amt blieb, begründet Sobotka mit "einer Entscheidung des Bundeskanzlers", der mit ihr "eine ausgezeichnete Ministerin" ausgesucht habe. Dass Kurz Köstinger nicht schon vorher platziert hat, liege daran, dass man offen in Koalitionsgespräche gehen müsse und die "Ämter nicht vorher ausmacht".
Nun gehe es für ihn nicht um die Frage, wie er nun zu diesem zweithöchsten Amt im Staat - über welches er sich "sehr freue" - gekommen ist, sondern was er daraus machen wird, erklärte der Ex-Minister. Die nötigte "Äquidistanz" für das Amt bringe er mit, er wolle das Parlament öffnen. Über seinen Ruf als "Law and Order Minister" mache er sich keine Sorgen, das neue Amt bringe eine andere Haltung mit sich. Seine bisherigen Kritiker will er überzeugen, dass er ein "Präsident für alle" sein werde. Als Vorbild nannte Sobotka Leopold Figl.