Sie waren schon 2016 im Gespräch für diese Funktion. Warum ist es damals nichts geworden?

MAX LERCHER: Ich hatte damals in der Steiermark noch viele Baustellen offen, in Sachen Parteireform und Parteistruktur.

Was ist auf Bundesebene zuletzt schief gelaufen?

LERCHER: Vor allem gehört die sozialdemokratische Idee in die Gegenwart übersetzt. Die SPÖ ist eine historische Bewegung, die irgendwann einmal zur Partei geworden ist. Sie muss wieder zur Bewegung werden. Nicht nur drei oder vier Wochen lang Slogans trommeln, sondern glaubwürdige, dauerhafte Politik betreiben. Ich bin ein „Normaler“, einer, der aus dem familiären Umfeld heraus viel mit Menschen zu tun hat, mein Schwager ist Maurer, etc. Mir geht es um die Idee, die in die Zukunft zeigt: In welcher Gesellschaft wollen wir denn leben?

Woran sind auch Sie bisher gescheitert, in der Steiermark?

LERCHER: Die Frage ist: Was wäre passiert, wenn wir uns nicht neu aufgestellt hätten? Wir sind Erste geworden, bei der letzten Landtagswahl, in einem Land, das traditionell eher konservativ ist.

Was ist Ihre Mission?

LERCHER: Die Kommunikations- und Kampagnenfähigkeit der SPÖ wieder herzustellen, vor der eigenen Haustüre zu kehren. Und wir müssen das Organigramm neu organisieren. Und wir wollen Beteiligungsmöglichkeiten nützen: Die SPÖ soll sich zu einer aktiven Mitmachpartei entwickeln, wo die Zivilgesellschaft anknüpfen kann.

Wollen das nicht alle anderen Parteien auch?

LERCHER: Ja, vielleicht, aber bei Kurz ist es bezogen auf eine Person. Bei uns soll jede Person die Möglichkeit haben, sich zu entfalten. Es geht um eine Demokratisierung der Parteistruktur.

Werden Sie auch Personen austauschen?

LERCHER: Es geht darum, wieder eine gemeinsame Klammer herzustellen. Ich glaube, die sind alle unsere Freunde, sie wissen es nur noch nicht. Ich werde tun, was notwendig ist, personell und inhaltlich, zum Wohle der Partei.

Wie steht’s mit Schuldenstand und Mitgliederentwicklung?

LERCHER: Wir haben einen Plan, wonach wir vor der nächsten Wahl schuldenfrei sind, ohne einen Beitrag der Länderparteien. Bei der Mitgliederentwicklung ist es so, dass wir zum ersten Mal seit 35 Jahren mehr Eintritte als Austritte verzeichnen, inklusive Einrechnung der Verstorbenen. Wegen Christian Kern an der Spitze übrigens, daran hat sich auch nach der Wahl nichts geändert.

Wie wollen Sie die Mitglieder umgarnen? Per Grillmanifest mit „steirischem Biergockel“ und „kern-gesunder Couscous-Pfanne“, wie im letzten Wahlkampf?

LERCHER: Auch, ja! Die große Herausforderung ist aber das Grundsatzprogramm der SP. Da wird es im Oktober einen Reformparteitag auf Bundesebene geben, mit dem Programm, einem neuen Statut, neuen Überlegungen zur Struktur. Interessierte Sympathisanten, die keine Mitglieder sind, werden ein bestimmtes Maß an Mitsprache kriegen.

Sie gehen als Steirer nach Wien – wie groß ist die Angst davor, auszurutschen?

LERCHER: Ich komme aus Murau, da gibt es viel Eis! Ich bin es gewöhnt, auf glattem Parkett zu gehen.
Wer ist in Hinblick auf die vier Landtagswahlen im kommenden Jahr der Hauptfeind – die ÖVP oder die FPÖ?
Die sind ja zu einer Einheit verschmolzen. Die FPÖ hat sich aufgegeben bei arbeitsmarktpolitischen Fragen wie Arbeitslosengeld oder 12-Stunden-Tag. Die erste Wahl, bei der man die Bundespartei messen können wird, ist aber die EU-Wahl 2019.