Gegen die Kehrtwende beim Rauchverbot in der Gastronomie haben sich am Donnerstag alle neun klinischen Abteilungsleiter der Uniklinik für Innere Medizin des LKH Graz zu Wort gemeldet. Als Bundeskanzler und Nichtraucher stehe er "in einer besonderen Verantwortung", hieß es in einem offenen Brief der Abteilungsleiter an Sebastian Kurz (ÖVP).

Institutsvorstand ist Thomas Pieber, aber auch Josef Smolle, von 2008 bis 2016 Rektor der Med-Uni Graz steht zu seinem Nein zur Abkehr vom Rauchverbot. Er soll im Jänner als Abgeordneter für die ÖVP im Nationalrat angelobt werden und kündigte an, auch innerhalb des ÖVP-Nationalratsklubs eine Diskussion anstoßen zu wollen. Die Online-Petition gegen das Rauchverbot haben indes bereits mehr als 400.000 Menschen unterschrieben.

"Entscheidet sich jemand in verantwortlicher Position für die Fortsetzung einer Belastung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern durch toxische und krebserregende Stoffe in gesundheitsschädlichen Konzentrationen, so übernimmt er damit auch Verantwortung für die gesundheitlichen Folgen dieser beruflichen Tätigkeit", führten die Grazer Kliniker an.

"Besondere Verantwortung" für gesundheitliche Folgen

Die Folgen der Belastung würden von der Fruchtschädigung bei Schwangeren über die Invalidität im Rahmen einer Herz-, Gefäß- oder Lungenerkrankungen bis hin zum vorzeitigen Tod reichen, hoben die Mediziner hervor.

"Sie sind Nichtraucher, was wir sehr begrüßen, allein schon wegen der Vorbildwirkung. Sie stehen damit allerdings auch in einer besonderen Verantwortung", wandten sich die Abteilungsleiter direkt an den neuen Bundeskanzler. Der Brief wurde laut Mitteilung der Uniklinik für Innere Medizin auch von 194 Mitarbeitern der Klinik unterschrieben.

"Regierung pfeift auf Arbeitnehmer"

Kritik kam am Donnerstag auch von der Gewerkschaft vida. Die Regierung würde auf den Gesundheitsschutz von rund 200.000 Arbeitnehmern und rund 10.000 Lehrlingen "pfeifen", kritisierte Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida. "Es ist unverantwortlich, dass Beschäftigte künftig bis zu 12 Stunden im gesundheitsschädlichen Tabakqualm arbeiten müssen und sich niemand für Präventionsmaßnahmen verantwortlich fühlt. Die Regierung agiert unter der Devise: Mehr Arbeit, weniger Gesundheit", ärgert sich der vida-Gewerkschafter.