Mit dem Steirer Max Lercher (31) zieht ein frischer Wind in die Parteizentral ein der Löwelstraße ein. Lercher zog vor sieben Jahren als damals jüngster Abgeordneter in den Steiermärkischen Landtag ein. Seine ersten politischen Sporen verdiente er sich noch als Schüler bei der Sozialistischen Jugend (SJ).

Der steirische SPÖ-Parteivorsitzende Michael Schickhofer verliert mit ihm eine wichtige Stütze. Noch Franz Voves hatte den jungen Lercher im Jahr 2014 als Parteigeschäftsführer an seine Seite geholt. Schon seit 2012 werkt der studierter Politikwissenschaftler (Bakkalaureat) federführend an der inneren und äußeren Reform der Partei.

Bei der Einführung des umstrittenen Bettelverbots durch die steirische Reformpartnerschaft im Jahr 2011 stimmte er als einziger Abgeordneter der Regierungskoalition gegen dieses Verbot. Für bundesweites Aufsehen sorgte die Durchsetzung seines Antrags gegen das 'Kleine Glücksspiel' am SPÖ-Landesparteitag am 10. März 2012.

"Grillmanifest" der SPÖ

Im Wahlkampf zur Nationalratswahl landete er mit dem "Grillmanifest" der SPÖ einen kleinen Coup: Dieses hat Lercher neben Rezepten für „Roten Schweinebauch“, „Steirischen Biergockel“, „Red Hot Chili Ripperln“ und „Kern-gesunde Couscous-Pfanne“ auch kräftig mit roten Rezepten für die Republik gewürzt, frei nach Bertolt Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“ 

"Wenn man in dieser Branche schüchtern ist, hat man sowieso keine Chance", meint Lercher schon im Altern von 24 Jahren abgeklärt. Den Mut, den Altvorderen die Stirn zu bieten, wird er auch in der "Höhle des Löwen" in der Löwelstraße brauchen.

Zeichen dafür, dass rote Welt nicht nur aus Wien besteht

Stolz ist Lercher darauf, dass in die Hände ""eines kleinen Abgeordneter aus St. Peter am Kammersberg" die Geschicke der großen SPÖ gelegt wrerden.  SPÖ-Chef Christian Kern hob am Donnerstag sowohl Lerchers kommunikative als auch organisatorische Fähigkeiten hervor. Zudem sei seine Wahl "ein Zeichen, dass die SPÖ nicht nur aus Wien besteht".

Wiens Bürgermeister Michael Häupl erwartet vom neuen Bundesgeschäftsführer die Umsetzung der an sich beschlossenen Organisationsreform. Kern präzisierte hier, dass er mehr Offenheit in der SPÖ wolle. Derzeit sei man zu sehr von Funktionskadern dominiert.

Für Schickhofer ist der neue Bundesgeschäftsführer ein geerdeter Mensch mit Weitblick. Lercher fühle sich am Stammtisch wohl und könne gleichzeitig moderne Zukunftsbilder entwickeln.

Andrea Brunner bleibt Stellvertreterin

Formal wird Lercher im heutigen Bundesvorstand zum Nachfolger von Christoph Matznetter gewählt, der die Funktion interimistisch nach dem Rücktritt von Georg Niedermühlbichler im Zuge der Silberstein-Affäre übernommen hatte. Andrea Brunner bleibt stellvertrtetende Bundesgeschäftsführerin.

Der neue Bundesgeschäftsführer war schon beim Präsidium anwesend, äußerte sich zunächst vor Journalisten aber nicht. Lercher zur Seite stehen wird auch ein neuer Kommunikationschef. Es handelt sich dabei um den deutschen Georg Brockmeyer, der zuletzt führend die Sozialdemokraten in Niedersachsen beraten hatte, die im Oktober die Landtagswahl gewonnen haben. Brockmeyer hat in Wien studiert und dabei an den VSStÖ angedockt.