Der israelische Premierminister und Außenminister Benjamin Netanjahu strebt einen direkten Kontakt zu Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an. Netanjahu habe, und werde auch in Zukunft direkte Kontakte mit dem gewählten österreichischen Bundeskanzler haben, hieß es am Montag in einer Aussendung der israelischen Botschaft in Wien.
Parallel dazu habe der Premierminister den Generalsekretär des israelischen Außenministeriums angewiesen, eine professionelle Bewertung über die Art und Weise der Kontakte gegenüber der neuen Regierung vorzunehmen.
Momentan werde Israel berufliche Kontakte zu den Beamten in den Ministerien, in denen ein FPÖ-Minister an der Spitze steht, haben, hieß es weiter. Zudem wolle die israelische Regierung ihre Verpflichtung für den Kampf gegen Antisemitismus und zu einer Erinnerungskultur für die Shoa betonen.
Netanjahu hatte ÖVP-Chef Sebastian Kurz im Oktober zu seinem Sieg bei den Nationalratswahlen gratuliert und ihn bei dem Telefongespräch zu einem Besuch nach Israel eingeladen.
Betont gelassen reagierten Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) im "ZiB"-Interview auf Kritik an der neuen Regierung durch den UN-Hochkommissar für Menschenrechte sowie mögliche Konsequenzen Israels auf die blaue Regierungsbeteiligung. Kurz hofft, die Bedenken ausräumen zu können. Er werde am Dienstag die israelische Botschafterin Talya Lador-Fresher treffen. "Unsere Aufgabe wird es nicht nur sein, im Inland gute Arbeit zu leisten, sondern auch im Ausland zu überzeugen" - und Bedenken "zu zerstreuen und auszuräumen". Aber dafür habe die Regierung fünf Jahre Zeit, sagte Kurz, angesprochen auf die Aussage von Hochkommissar Said Raad al-Hussein, der Antritt von Schwarz-Blau sei eine "gefährliche Entwicklung im politischen Leben Europas".
Zur Ankündigung Israels, dass es aber vorerst keinen direkten Kontakt zu den FPÖ-Minister geben und der künftige Umgang geprüft wird, hat Kurz bereits mit der Botschafterin telefoniert. Er habe "vollen Respekt" für diese Entscheidung, zeigte sich aber "optimistisch, dass wir diese Bedenken ausräumen können".
Strache verwies darauf, dass die Reaktionen im Jahr 2000 wesentlich schärfer gewesen sein - damals sei der israelische Botschafter abgezogen und der Kontakt zur Regierung generell eingestellt worden. Das sei jetzt nicht der Fall, es werde weiterhin Kontakt zu den FPÖ-geführten Ministerien auf Verwaltungsebene geben. Und der FPÖ-Chef versicherte, dass man einen "ehrlichen nachhaltigen freundschaftlichen Kontakt" wolle - und seine Partei im Kampf gegen den Antisemitismus "einer der wesentlichen Vertreter" in Österreich und in Europa sei.